Brief 
[MS 7 - Brief Bambergers an Hopfen]
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Wiesbaden     Parkstraße 10.
9 August 1868  .

Verehrter Freund & ehrenwerther Familienvater1.

Also ist die Konkurrenz eröffnet: ob es der
Tochter möglich werden wird, die Mutter2
noch zu übertreffen. Worin? verbietet mir der
gute Geschmack zu sagen. Bei näherer Besichti-
gung scheint es mir kaum wahrscheinlich, daß
aus der Wiege von Misdroy3 (dafür daß Sie die
nöthigen Calembourgs, als des "mißdroyisch" &
"Mißdroyens" schon gemacht haben, verlaße ich mich
auf Ihre Unerschrockenheit) und der Erziehung der
Hohenzollernstraße4 eine Creatur hervorgehen werde,
welche, von jenen Göttergaben an, welche dies weisesten
Alten zu den Grundbedingungen des Heils ge-
macht haben, bis zu der Kunst und der Dimension
im Krebsessen, in gleichem Grad im Stande sein
wird, ihre Nebenmenschen zu entzücken.


1    Adressat ist der Schriftsteller Hans Hopfen    .
2    Gemeint ist Hopfens Frau Auguste (vgl. die Genealogie in der Neuen Deutschen Biographie).
3    Misdroy     (heute das polnische Międzyzdroje) ist eine Kleinstadt auf der Insel Wollin     (heute Wolin) und einer der bekanntesten Badeorte der Ostseeküste.
4    Hopfen wohnte in dieser Zeit in der Hohenzollernstraße 3 in Berlin, vgl. Eduard Mörike    : Werke und Briefe. Bd. 18: Briefe: 1864 - 1867. Hrsg. von Regina Cerfontaine und Hans-Ulrich Simon. Stuttgart, 2006, S. 224