Autograph 
MS 19 - Aus der Kindheit bis 1881
Entstehung
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Nur in dem Refektorium, dem hohen,
Sitzt ob den Büchern noch ein Mönch mit Fleiß.
Er schreibet ab von altem Pergamente
Des Kirchenvaters strenge Lehr'
Auf roten Grund mit silbernem Pigmente:
Ein grauses Wort, und doch klingt's heilig hehr.
"Du Mensch, du Nichts, dir ward schon längst entschieden;
Noch nicht geboren, bist verdammt du schon!
Nur dem Erwählten wird der sel'ge Frieden.
Die Erd' ist tief, und hoch ist Gottes Thron".
Und durch der Schatten schwarz-gespenstisch Wogen
Strahlt mild der Ampel roter Schimmer hin.
Hoch steigen rings granitgetrag'ne Bogen
Und weitgeschwippt zur Wölbung wunderkühn.
Und wieder malt er prächt'ge Initialen,
Der junge Mönch, hat seine Freude dran.
Der Sturm rast um die schlanken Tnrmfialen,
Das Fenster klirrt, wild schlägt der Regen dran.
Die Schleußen durchbrachen die Wasser wild.
Der Klostergraben, er schwillt, er schwillt.
Was war das? Ein Hilfruf? Der Mönch springt auf,
Er eilt an's Fenster, er schließt es auf.
Es spritzet herauf der weißliche Gischt,
Es heulet der Sturm, die Ampel erlischt.