Autograph 
MS 19 - Aus der Kindheit bis 1881
Entstehung
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Es stürzt ihm entgegen ein Wogenschwall,
Und wieder ertönet der grausige Schall.
Ein Sproß aus altalemannischem Blut
Springt er kühnlich herab- durchteilet die Flut
Und ergreift einen Körper, ein weißes Gewand,
Und zieht es an sich mit mutiger Hand.
An seinem Herzen, welch' wilde Lust,
Schlägt leis - er fühlt's - eine zarte Brust.
Er sinkt, es rollen die Wogen, er ringt;
Er muß sie erretten und sieh' - es gelingt!
Er hebet an's Ufer die liebliche Last,
Und wie er sie fest mit den Armen umfaßt,
Da küßt er die Lippen, die Lippen so bleich,
Und Schauder durchzuckt ihm das Herze sogleich.
Er küßt sie wieder; da zuckt ein Strahl
den Himmel herab, hellt drüben den Saal.
Streng blickt von der Wand und drohend das Bild
Des Schmerzensreichen. Der Donner brüllt.
Er bricht zusammen, er reißt sich los:
"Vergiß des Mönchs, seine Schuld war groß".
Er kehrt in's Kloster. "Nein, bete für ihn!"
So klingt's durch das Wogengebrause hin.
Das Wetter ist vorüber, und friedlich liegt das Tal.
Hoch brauset durch die Kirche ein mächtiger Choral.
Das Glöcklein ruft die Brüder zu früher Hora-Stunde,