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Die Reichsbank : 1876-1900
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Der Ankauf und die Einziehung von Wechseln und Wertpapieren,

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Industrie). Es erklärt sich dies daraus, daß heute noch der kleine und mittlere Betrieb in derdeutschen Landwirthschaft einen sehr viel breiteren Ramn einnimmt als in den anderen beidenProduktionsklassen. Im Verhältniß zu den anderen Berufszweigeu noch am meisten dient dieReichsbank der Landwirthschast in den östlichen und nördlichen Provinzen. So gehören z. B.im Bezirk der Neichsbankstelle in Insterburg 51 Prozent, in Flensburg 50,5 Prozent, inTilsit 47,5 Prozent, in Stolp 39 Prozent, in Graudcnz 38 Prozent, in Thorn 37 Prozent,in Posen 36 Prozent aller in den betreffenden Bankbezirken Kreditberechtigten der Land-wirthschaft an.

Inwieweit eine thatsächliche Inanspruchnahme der Mittel der Reichsbank statt-gefunden hat, darüber sind speziell mit Bezug aus die Landwirthschaft Erhebungen fürzwei Jahre und zwar für die Zeit vom 8. April bis zum 7. April des nächstfolgendenJahres 1893 und 1897 veranstaltet worden. Nicht in allen Fällen, in welchen dieReichsbank den Landwirthen gegenüber als eigentliche Kreditgeberin fungirt, kommt dieszur Kenntniß des Kredit nehmenden Landwinhs, da dieser seine Wechselschnld mit demersten Wechselnehmer ordnet. Der meist an einem Bankplatze domizilirte Wechsel gelangterst aus zweiter oder dritter Hand in das Portefeuille der Reichsbank. Ihre Kredit-gewährung gegenüber der Landwirthschaft ist daher vielfach eine indirekte. Da die vonLandwirthen geschaffenen Wechsel nur selten Waarenwechsel, vielmehr überwiegendreine Kreditwechsel sind, kommen sie auch fast nur im Platzwechselverkehr der Reichsbankvor, zumal der Kredit, den der Landwirth genießt, meist ein territorial beschränkterist/ seine Kreditwürdigkeit kann mit Sicherheit nur an Ort und Stelle oder in derNachbarschaft geprüft werden.

Die von Landwirthen, landwirthschaftlichen Gewerbe- und Fabrikbetrieben direktangekauften Wechsel betrugen in 1897/98 immerhin 68,s Millionen Mark gegen nur23,8 Millionen Mark vier Jahre vorher/ eine sehr bedeutende Steigerung, namentlichwenn man berücksichtigt, daß der Betrag sämmtlicher im deutschen Reiche angekauftenWechsel sich in der gleichen Zeit nur um 25 Prozent gehoben hat. Die Summe dermit deu Unterschriften von Landwirthen, landwirthschaftlichen Genossenschaften und land-wirthschaftlichen Betrieben außerdem diskontirten Wechsel stieg in der Zeit von 1893/94bis 1897/98 von 216 auf 280 Millionen Mark. Die Summe aller für die Land-wirthschast in Betracht kommenden Wechsel stellte sich mithin im Jahre 1897/98 auf348 gegen 240 Millionen Mark in 1893/94, d. h. anf 5,i Prozent gegen 4,z Prozentaller diskontirten Wechsel. Davon entfallen auf die 6 östlichen Provinzen Preußens (ausschließlich Berlin ) nahezu zwei Drittel allein, nämlich 203,9 Millionen Mark oder20,2 Prozent aller daselbst angekauften Wechsel gegen 157,9 Millionen Mark oder 19 Prozentin 1893/94. Bei einzelnen Bankanstalten übersteigt die Summe der angekauften land-