Der Lombcn'dvcrkehr,
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das Effektenlombardgeschäft stark verringert, während das Waarenlombardgeschäft seineinUmfange nach ziemlich unverändert blieb.
Aber auch innerhalb des Effektenlombards haben sich hinsichtlich der Unterpfänderinteressante Verschiebungen vollzogen. Die Eisenbahnpapiere, auf welche im Jahre i87657,2 Prozent aller ans Effekten ausstehenden Darlehne ausgelieheu waren, sind inFolge der Verstaatlichung aller wichtigen Privatbahnen bis zum Jahre 1893 aus denUnterpsandsbeständen fast verschwunden. Durch die Bevorzugung, welche die deutschenWerthpapiere bei der Verpfändung seit dem Jahre 1884 fanden, ist diese Entwickelungnoch beschleunigt worden, wie die Znsammensetzung des Unterpfandsbestandes hierdurchüberhaupt andauernd auf das Nachhaltigste beeinflußt worden ist. In welchem Umsangedie Verschiebung seit Einführung des Vorzugszinssatzes stattgefunden hatte, ergiebt sich ausder Thatsache , daß im Durchschnitt des Jahres 188Z nur 59,8 Prozent aller gegen Ver-pfändung von Werthpapieren ertheilten Darlehne durch Staatspapiere überhaupt — diebeträchtlichen Bestände fremder Fonds mit inbegriffen — sowie durch Schuldverschreibungenzahlreicher deutscher Städte gedeckt waren, während nach einer am 5. Juni 1897 aufgestelltenStatistik 8i,s Prozent aller im Werthpapierlombard ertheilten Darlehne durch unmittelbarvom Reiche oder einem deutschen Bundesstaat ausgegebene Anleihen sichergestellt waren.
Es ist aber ein anerkannter, von den Zentralnotenbanken allgemein befolgterGrundsatz, die Lombardanlage nicht auf eine einzige Unterpfandsgattung zu basiren,auch wenn diese die Solidität der deutschen Staatspapiere besitzt, sondern das Risikomöglicher Verluste und Stockungen im Rückfluß aus der Lombardanlage auf thnnlichstviele Unterpfandskategorien zu vertheilen. Die Zahl der beleihbaren Effekten wird daherununterbrochen vermehrt, seit dem Jahre 1890 namentlich durch die Schuldverschreibungen(»Pfandbriefe-.) solider deutscher Hypothekenbanken.
Die Bewegungen der auf Wechsel ausgeliehenen Beträge lassen keine Regelmäßigkeiterkennen. Der Antheil dieser Beträge am Gesammtdarlehnsstande hat zwischen 9,9 Prozentim Jahre 1876 und 8 Prozent im Jahre 1909 geschwankt. Die Beleihuug vonWechseln hat durchaus den Charakter des Zufälligen, Ausnahmsweisen, zu der nurgeschritten wird, wenn besondere Umstände vorliegen, die es für den Inhaber zweck-mäßiger machen, ein Darlehen zu entnehmen, anstatt die Wechsel zu diskontiren. Deshalbhat der Wechsellombardverkehr immer nur vorübcrgcheud einige Bedeutung erlangt.
Von ganz untergeordneter Bedeutung ist der Edelmetall-Lombardvcrkehr der Neichs-bank. Die ausgeliehenen Beträge haben die Summe von 1 '/^ Millionen Mark seit Bestehender Bank nur zwei Mal, in den Iahren 1882 und 1891, erreicht. In der Regelwaren es nur wenige Tausend Mark, meist von Juwelieren auf Barren oder vonMünzsammlern auf seltene Münzen entnommen.