Die Diskontpolitik,
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193,7 Millionen, 1889 auf 402,5 Millionen Mark. Die Erweiterung und Neuein-richtung so vieler Betriebe steigerte vor Allein den Bedarf an Kohle uud Eisen. Nachderselben Richtung wirkten zahlreiche staatliche Aufträge für die Eisenbahnen und fürKriegsmaterial. Die Preise für Bergwerlscrzengnissc erfuhren außerordentliche Er-höhungen und die Montanindustrie erzielte glänzende Geschäftsergebnisse. Nur diezahlreichen uud bedeutenden Arbeiterausstände jener Zeit übten eine gewisse hemmendeWirkung aus.
Mit der Aufwärtsbcwegung verbanden sich allenthalben starke spekulative Ueber-treibungen, sowohl in der übermäßigen Ausdehnung der Betriebe, als auch namentlichin der Bewerthung der Industriepapicre. Vor Allem reizten die großen Gewinne derMontanindustrie zum Börsenspiele in Montanwcrthen. Die Spekulation verbreitete sichüber weite Kreise, und die Kurse der Dividcndeupapiere erfuhren Steigerungen weitüber das berechtigte Maß hinaus.
Gefördert wurden die Uebertreibungen der Spekulation durch den niedrigenStand des Zinsfußes der vorhergegangenen Periode. Die Konvertirung zahlreicherfestverzinslicher Werthe, welche den Nentenbezug schmälerten, stimmten das Publikumbesonders günstig für die Aufnahme von industrielle» Werthen, die hohe Dividendenin Aussicht stellten. Dieselben Verhältnisse förderten die Nachfrage für exotischePapiere jeder Art. Der Unternehmungsgeist zog vielfach überseeische Gebiete in seineKreise. In besonders starkem Umfang wurdeu damals europäische Kapitalien inArgentinien angelegt, und die argentinische Krisis, die 1890 zum Ausbruch kam,hat in Europa große Verheerungen angerichtet und den Rückschlag auf die Ueber-fpekulation wesentlich verschärft.
Sowohl die gegen Ende des Jahres 1888 in Deutschland beginnende Aufwärts- Der steigende Geld-bewegung als auch der sich unter schweren Zuckungen vollziehende Zusammenbruch der di^Rc^ichsbankSpekulatiou im Jahre 1890 waren von einer sehr erheblichen Steigerung der Ansprüchean den Geldmarkt begleitet tvergl. Tab 55). Der Betrag der in Deutschland aus-gestellten Wechsel stieg von 12,i Milliarden Mark im Jahre 1887 aus 13,2 MilliardenMark im Jahre 1889 und 14 Milliarden Mark im Jahre 1890.
Bei dieser Steigerung des Geldbedarfs mußte der Geldmarkt in großem Umfangauf die Reichsbauk zurückgreifen (vergl, Tab. 62). Die durchschnittliche Anlage derReichsbank stieg von 524 Millionen Mark im Jahre 1887 auf 637 Millionen Markim Jahre 1890. Wie immer in Zeiten eines lebhaften Geschäftsganges zeigten auchdieses Mal die Schwankungen der Anlage eine beträchtliche Zunahme. Die Spannungzwischen dem niedrigsten und höchsten Betrag der Anlage betrug 1888 199 MillionenMark, 1889 dagegen 407 Millionen Mark.
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