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Die Diskontpolitik.
28 von den 48 Ausweisen eine Ueberdeckung der Notenausgabe auf und diese Baar-überdeckuug erreichte am 7. Juni 1888 den Betrag von 170,e Millionen Mark.
In einzelnen Iahren wurden die Bewegungen des Diskontsatzes durch diese starkenFluktuationen beeinflußt/ im Allgemeinen jedoch zeigten die Zinssätze der Reichsbank indieser Periode eine große Stabilität (vergl. Tab. 63). Vom 18. Januar 1883 bis zum10. März 1885, also während einer Zeit von nahezu 26 Monaten, stand der offizielleDiskontsatz uuunterbrochen auf 4 Prozent. Vom 20. Februar bis zum 18. Oktober 1886und vom 11. Mai 1887 bis in den September 1888 war der offizielle Satz nur 3 Prozent.Mit ihrem Privatsatz (vergl, Tab. 66, 68) ging die Bank 1884 und 1885 oft bisauf 3 Prozent, in den Iahren 1886 bis 1888 häufig bis auf 2 Prozent hinab. DieGeldflüssigkeit auf dem offenen Markte war zeitweise so groß, daß z. B. im Februar 1886der Marktdiskont in Berlin bis auf 1^/g Prozent zurückgiug. Andererseits mußte deroffizielle Diskontsatz während dieser Jahre zwei Mal bis auf 5 Prozent erhöht werden/zuerst im März 1885 wegen der russisch -englischen Verwickelungen und eines damit imZusammenhange stehenden Goldabflusses uach England / dann im Dezember 1886 wegeneiner enormen Steigerung der Anlage der Reichsbank, die theilweise auf der Besserungdes Geschäftsganges beruhte, theilweise mit der Inanspruchuahme des internationalenGeldmarkts für die damals von den meisten Großmächten fieberhaft betriebenen Rüstungenzusammenhing. Das wareu jedoch nur kurze Unterbrechungen der im Allgemeinen jeneZeit beherrschenden Geldflüssigkeit.
1888—1890.
Bereits das Jahr 1887 hatte in England und in den Vereinigten Staaten einen entschiedenen Aufschwung der wirthschaftlichen Thätigkeit gebracht. In Deutsch-land kam die Besserung der Verhältnisse erst im Laufe des Jahres 1888 voll zumDurchbruch, nachdem sich die politischen Befürchtungen der vorhergehenden Jahre gelösthatteu. Der Aufschwung entwickelte sich rapid und theilte sich der ganzen europäischenWelt mit. Die lebhafte Nachfrage nach Waaren aller Art und die steigenden Preiseführten überall zu Betriebserweiterungen. Eine große Anzahl industrieller Unter-nehmungen wurde in jener Zeit auf breiterer Grundlage in Aktiengesellschaften umge-wandelt und die Neugründung von solchen Gesellschaften nahm einen ungewöhnlichenUmfang an. Die Gründungsthätigkeit des Jahres 1889 übertraf in Deutschtand die-jenige aller Jahre seit 1873. Die Zahl der gegründeten Aktiengesellschaften stieg von70 im Jahre 1885 auf 184 im Jahre 1888 und 360 im Jahre 1889. DasKapital dieser Gesellschaften bezifferte sich 1885 aus 53,s Millionen, 1888 auf