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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik. 153

sammensetzung des Metallbestandes der Reichsbank kehrte sich in jenen Iahren geradezuum. Im Jahre 1881 kamen von dem Metallbestand auf das Gold durchschnittlich37,2 Prozent, 1882 38,i Prozent, im Jahre 1887 dagegen betrug der Antheil desGoldes 61 Prozent, 1888 67,z Prozent.

Der Stand der Reichsbank erfuhr mithin in jener Periode eine außerordentliche Die Bewegung derKräftigung. Die schwere Sorge für die Erhaltung eines ausreichenden Goldbestandes, Diskonts^,welche die Bankpolitik bisher im Wesentlichen beherrscht hatte, trat in den Hintergrund/die Steigerung des Metallbestandes, namentlich des Goldvorraths, in Verbindung mitder Stockung des Kreditbegehrs, ermöglichte es der Bank, im Allgemeinen einenniedrigen Zinssatz zu halten (vergl. Tab. 67). Ihr durchschuittlicher offizieller Diskontsatz,der im Jahre 1882 4,54 Prozent betragen hatte, sank bis aus 3,28 Prozent im Jahre 1886/die durchschnittliche Rentabilität ihrer Wechselanlage sank von 4,43 Prozent im Jahre 1882auf 2,76 Prozent im Jahre 1886 und 2,?8 Prozent im Jahre 1888. Im Lombard-verkehr wurde eine Verbilligung des Kredits'dadurch eingeführt, daß seit dem Februar 1884der Zinssatz für die Beleihung von Anleihen des Reichs und der Bundesstaaten auf^/z Prozent über dem Wechseldiskont normirt wurde, während für die übrigen lombard-fähigen Papiere der Satz von 1 Prozent über dem Wechseldiskont bestehen blieb.Bei dem Ueberfluß von Betriebsmitteln erschien es unbedenklich, auf diese Weiseden Lombardverkehr in durchaus sicheren und marktgängigen Werthen zu befördern/andererseits glaubte man, durch den Vorzugssatz die deutschen Sparer zur An-lage ihrer Kapitalien iu deutschen Reichs- und Staatsanleihen günstig stimmenzu können.

Wenn man die Veränderungen im Stande der Reichsbank von 1883 bis 1888im Einzelnen betrachtet, dann drängt sich die Beobachtung auf, daß selbst währendjener Periode eines wirthschaftlichen Stillstandes die Schwankungen in dem an dieReichsbank herantretenden Geldbedarf abermals eine beträchtliche Vergrößerung erfahrenhaben (vergl. Tab. 62). Die Spannung zwischen dem niedrigsten und dem höchstenStande der Anlage betrug im Jahre 1886 329 Millionen Mark. Die Folge war,daß trotz der wesentlichen Besserung des durchschnittlichen Standes die ungünstigstenAusweistage in einzelnen Iahren eine starke Anspannung auswiesen und Kontingents-überschreitungen brachten (vergl. Tab. 22). Am Ende des Jahres 1884 wurde dieSteuergrenze um 32,? Millionen Mark, am Ende des Jahres 1886 um 34,2 MillionenMark überschritten. Diesen Anspannungen standen längere Perioden gegenüber, inwelchen der Baarvorrath den ganzen Notenumlauf zeitweise recht beträchtlich-überschritt (vergl. Tab. 21), so während der ersten Monate des Jahres 1886 und an13 Ausweistagen während des Jahres 1887/ im Jahre 1888 wiesen nicht weniger als

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