)ie Diskontpolitik,
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Neben der Abnahme des Baarvorraths ging eine beträchtliche Steigerung desNotenumlaufs einher. Die durchschnittliche Notenausgabe stieg von 1000,4 MillionenMark im Jahre 1894 auf 1 095,6 im Jahre 1895, ging im folgenden Jahre zurückauf 1083,5 Millionen und stieg dann ununterbrochen bis auf 1141,8 im Jahre 1899und 1188,6 Millionen Mark im Jahre 1900.
Die durchschnittliche ungedeckte Notenausgabe zeigt eine kontinuirliche Steigerungvon 80,6 Millionen Mark im Jahre 1894 auf 284,? Millionen Mark im Jahre 1900ivergl. Tab. 21). Die durchschnittliche Notendeckung durch Metall sank in derselben Zeitvon 93,4 auf 71,8 Prozent, die durchschnittliche Metalldeckung der Noten und fremdenGelder betrug 1900 nur 49,s Prozent ivergl. Tab. 24 und 81). Alle diese Zahlen sinddie ungünstigsten seit dem Bestehen der Neichsbank.
Bei den großen Schwankungen im ganzen Status der Reichsbank zeigten die Tage dergrößten Anspannung einen noch wesentlich stärkeren ungedeckten Notenumlauf und beträchtlichungünstigere Deckungsverhältnisse. Während das Jahr 1895 noch an 20 Ausweis-tagen eine Ueberdeckung des Notenumlaufs aufwies, brachte es bereits am 30. September,7. Oktober und 31. Dezember Kontingentsüberschreitungen ivergl. Tab. 22)/ die folgendendrei Jahre zeigten je eine Notenüberdeckung, die mit Regelmäßigkeit auf den 23. Februarfiel,- aber sie brachten gleichzeitig Kontingentsüberschreitungen an jedem Quartalsschlüsse.Das Jahr 1898 wies 16 Kontingentsüberschreitungen auf, die stärkste mit 283 Mil-lionen am Jahresschlüsse. Das Jahr 1899 brachte 20 Kontiugentsüberschreitungen.Während des ganzen letzten Quartals war die Steuergrenze überschritten/ die stärksteÜberschreitung betrug 871 Millionen Mark (am 30. September). Die Metalldeckungder Noten betrug am 30. September 1899 nur 49,? Prozent/ die Noten waren zumersten Male seit dem Bestehen der Reichsbank zu weniger als der Hälfte durch Metall 'gedeckt. Die Metalldeckung sämmtlicher täglich fälligen Verbindlichkeiten sank am gleichenTage auf 86,8 Prozent. Auch das Jahr 1900 brachte 20 Kontingentsüberschreitungen,die stärkste mit 356 Millionen Mark am Jahresschluß. Die ungünstigste Deckung derNoten war mit 51,8 Prozent, diejenige der sämmtlichen täglich fälligen Verbindlichkeitenmit 38,z Prozent etwas höher, als im Vorjahre ivergl. Tab. 23).
Die ungewöhnliche Entwickelung aller Verhältnisse stellte die Diskontpolitik der Die Aufgaben derReichsbank vor die schwierigsten Aufgaben. Niemals seit ihrer Begründung hat die Sorgefür die Aufrechterhaltung einer hinreichenden Deckung für ihre Verbindlichkeiten sich ineinem so starken Konflikt befunden zu den an die Bank herantretenden Kreditansprüchen.Mit der Sorge um die unbedingte Erhaltung der eigenen Zahlungsfähigkeit uud um dieSicherheit der deutschen Valuta ergab sich für die Bank die Aufgabe, der mit jedergünstigen Konjunktur verbundenen Gefahr einer Uebertreibung entgegenzuwirken/ es galt
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