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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik,

für welche die Reichsbank stets gerüstet sein muß, eine viel größere Zunahme auf, als in denJahresdurchschnitten, Die höchste Anlage des Jahres 1894 war 737,s Millionen Mark,die höchste Anlage des Jahres 1900 war 1319,s Millionen Mark (vergl. Tab. 62).

Gegenüber dieser außerordentlichen Zunahme der Anlage trat abermals, wie infrüheren Zeiten eines steigenden Geldbedarfs, die Erscheinung hervor, daß sich die derReichsbauk aus dem Giroverkehr zufließenden Gelder und die fremde» Gelder überhauptuicht entsprechend vermehrten. Die fremden Gelder erreichten im Durchschnitt desJahres 1895 den Betrag von 499,5 Millionen Mark gegen 361,5 Millionen Mark imJahre 1890. In den folgenden Iahren trat ein Rückgang ein bis auf 471,4 und474,7 Millionen Mark in den Iahren 1897 und 1898. Erst das Jahr 1899 brachteeine allerdings beträchtliche Zunahme auf 524,? Millionen Mark, der im Jahre 1900wieder eine Abnahme auf 512,? Millionen Mark folgte. Dagegen zeigen die Umsätzeim Giroverkehr in jener Zeit eine ununterbrochene und beträchtliche Steigerung. DieKonteninhaber suchten eben bei dem starken Geldbedarf und hohen Zinsfuß ihre Gut-habe» so »iedrig zu halte» und so intensiv auszunützen wie nur irgend möglich (vergl. Tab. 26).

Die starke Vermehrung der Anlage ohne gleichzeitige Vermehrung der fremden Gelderkonnte sich nur vollziehen mittels einer Ausdehnung des Notenumlaufs und einer Ab-nahme des Baarvorrathes der Bank.

In der That hat sich der Baarvorrath beträchtlich vermindert/ er ist von 1 045 MillionenMark im Durchschnitt des Jahres 1895 auf 854 Millionen Mark im Durchschnittdes Jahres 1900 gesunken. Am 15. Februar 1895 hatte er mit 1148 MillionenMark seinen höchsten Stand erreicht/ am 30. September 1899 erreichte er seinentiefsten Stand mit 718 Millionen Mark (vergl. Tab. 9).

Dabei wurde der Goldbestand und der Silberbestand in gleicher Weise von demRückgänge betroffen. Der durchschnittliche Goldvorrath sank in den: genannten Zeit-raume von 704,6 auf 570,? Millionen Mark, also um 133,9 Millionen Mark/ derdurchschnittliche Silberbestaud verminderte sich vo» 307,2 auf 246,4, mithin um60,3 Millionen Mark (vergl. Tab. 12). Die Abnahme des Goldbestandes betrug 19,o,die des Silbervvrraths 19,8 Prozent/ die Abnahme vollzog sich mithin bei beiden Theilendes Metallvorraths nahezu in gleicher Stärke. Da Silber nur für den inländischen Verkehrverwendbar ist, ergiebt sich daraus, ebenso wie aus den Ziffern der Handelsstatistik, daßauch die Abnahme des Goldvorraths nicht durch einen Gvldabfluß nach dem Ausland,sondern durch Entziehungen seitens des inländischen Verkehrs veranlaßt worden ist.

Der niedrigste Stand des Goldvorraths war 450,z Millionen Mark am 30. Sep-tember 1899, gegenüber dem höchsten Stand von 799,6 Millionen Mark am 15. Februar1895 (vergl. Tab. 13).