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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik,

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bevor sie im März 1900 die Goldwährung formell als die Grundlage des amerikanischen Münzwesens proklamirten, Jahre hindurch nicht nnr die Erträgnisse ihres Goldbergbanesfür sich behalten, fondern dazu noch vermöge ihrer außerordentlich günstigen Handels-bilanz Gold aus Europa eingeführt.

Auch abgesehen von währungspolitischen Maßregeln trugen verschiedene Ereignissedazu bei, den Geldbedarf des Auslandes zu steigern und dadurch indirekt zur Ver-schärfung der Anspannung des deutschen Geldmarktes beizutragen. Das gilt vor Allemvon dem spanisch-amerikanischen Krieg und von dem Krieg Engtands gegen Transvaal,die beide für die betheiligten Länder einen großen Aufwand von Geldmitteln nöthigmachten. Nicht nur England , sondern auch die Vereinigten Staaten haben zu Zeitendem deutschen Geldmarkte große Summen zur Verfügung gestellt. Der heimische Geld-bedarf veranlaßte sie zur theilweisen Zurückziehung ihrer Guthaben. So hat namentlichEngland seit dem Beginn des Transvaalkrieges große Beträge aus Deutschland zurück-gefordert, und während im Allgemeinen der Goldverkehr zwischen England und Deutsch-land zu Gunsten Deutschlands steht, trat gegen Ende des Jahres 1899 eine Wendung ein.

Trotz aller dieser widrigen Umstände ist es Deutschland gelungen, sich einenstattlichen Antheil an dem neugewonnenen Gold zu sichern. Die Goldzufuhr erreichtezwar nicht den Umfang wie in den Iahren 1891 bis 1894, jedoch wies jedes einzelneJahr im Endergebniß eine Mehreinfuhr von Gold auf, die von 15,2 Millionen Mark imJahre 1895 ununterbrochen stieg bis auf 135 Millionen Mark im Jahre 1899und 127 Millionen Mark im Jahre 1900. Die Goldankäufe der Reichsbank beliefensich von 1895 bis 1900 insgesammt ans 566 Millionen Mark lvergl. Tab. 16).

Die Steigerung des deutschen Geldbegehrs war jedoch so groß, daß diese immer Der Stand dernoch beträchtliche Goldzufuhr ihn nicht entfernt befriedigen konnte. Die Folge war einebeträchtlich steigende Inanspruchnahme der Reichsbank, aus deren großen Baarbeständender Bedarf nach Metallgeld schöpfte und die allein durch eine Vermehrung ihrer un-gedeckten Notenausgabe den immer mehr wachsenden Bedürfnissen nach Umlaufsmittelnnachzukommen im Stande war.

Unter diesen Verhältnissen erfuhr die Anlage der Reichsbank eine gewaltigeSteigerung. Im Jahresdurchschnitt stieg sie von 635 Millionen Mark im Jahre 1894auf 909 Millionen Mark im Jahre 1899. Dabei wuchsen abermals die Schwankungendes an die Reichsbank herantretenden Geldbedarfs sehr erheblich. Die Spannung zwischendem niedrigsten und dem höchsten Stande der Anlage hatte 1894 nur 175 MillionenMark betragen. Im Jahre 1899 bewegte sich die Anlage zwischen 635 und 1 251Millionen Mark, die Spannung erreichte mithin den enormen Betrag von 616 MillionenMark. In Folge dessen weist die Anlage an den Tagen der stärksten Anspannung,