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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik

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sie in 1896 durchschnittlich 106 Millionen Mark, 1897 108 Millionen Mark.Dabei unterlag sie enormen Schwankungen und wies speziell am Quartals- undJahresschluß immer höhere Beträge auf. Am 31. Dezember 1895 betrug sie211 Millionen Mark (vergl. Tab. 57).

Gefördert worden war diese Zunahme unzweifelhaft durch die Einführung desVorzugssatzes für die Anleihen des Reichs und der Bundesstaaten. Aber während ihreunerwünschte Ausdehnung die Aufhebung dieses Vorzugssatzes nahe legte, wurde andie Neichsbank in den Iahren 1896 und 1897 das Verlangen gestellt, den Vor-zugssatz auch auf die von den Preußischen Landschaften ausgegebenen Pfandbriefeauszudehnen. Von diesen war im Jahre 1896 ein Gesammtbetrag von nahezu

2 Milliarden Mark ausgegeben. Die meisten Landschaften hatten den Tiefstand desZinsfußes in den Iahren 1894/95 benutzt, um die Konvertirung ihrer Pfandbriefe auf

3 Prozent in Angriff zu nehmen, und diese Konvertirungen waren nur thcilweisegeglückt. Die Landschaften behielten große Beträge der konvertirten Pfandbriefe inihren Beständen, und die Kurse derselbe» sanken. Die Ausdehnung des niedrigenLombardzinsfußes auch auf diese Papiere sollte den Landschaften die Geldbeschaffungvermittelst der ihnen verbliebenen Pfandbriefe erleichtern, die Nachfrage nach ihnensteigern und ihre Kurse heben. Es war jedoch eine irrige Annahme, daß der Kurs-unterschied zwischen Pfandbriefen und Staatsanleihen auf den günstigeren Lombard-bedingungen für die letzteren beruhe/ denn der Kursunterschied hatte bereits vor derEinführung des Vorzugssatzes für Reichs- und Staatsanleihen bestanden, und er ver-ringerte sich nicht, als später dieser Vorzugssatz aufgehoben wurde. Es ist mithinausgeschlossen, daß die Gewähruug des Vorzugssatzes für ihre Pfandbriefe denLandschaften die erwarteten Vortheile gebracht haben würde. Sicher dagegen schienes zu sein, daß eine solche Maßregel zu einer weiteren Vermehrung der Lombardanlageder Reichsbank führen mußte, zu einer Zeit, wo Maßregeln zu einer Einschränkungdes Lombardverkehrs geboten erschienen. Dem Wunsche der Landschaften, der imReichstage lebhaft vertreten, aber auch lebhaft bekämpft wurde, kouute deshalb nichtFolge gegeben werden. Die Neichsbank sah sich im Gegentheile veranlaßt, vom1. Juli 1897 an den Vorzugssatz auch für die Reichs- uud Staatsanleihen aufzuheben.Die Maßregel hat sich gut bewährt. Die durchschnittliche Lombardanlage ist von108,3 Millionen Mark im Jahre 1897 zurückgegangen auf 80 Millionen Mark imJahre 1900, während die durchschnittliche Wechselanlage sich gleichzeitig von 644,8 aus800,2 Millionen Mark vermehrt hat (vergl. Tab. 44).

Die Aushebung des Vorzugssatzes für Reichs- und Staatsanleihen und die da-durch bewirkte Einschränkung der Lombardanlage war jedoch nur eine sekundäre Maß-

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Die Bewegung desDiskontsatzes im All-gemeinen.