172
Oie Diskontpolitik.
regel. Das Schwergewicht der von der Reichsbank zu erfüllenden Aufgabe lag in derNormiruug des Diskontsatzes. Nur eine beträchtliche Erhöhung des Diskonts vermochtedie rapid wachsenden Kreditansprüche innerhalb der mit Rücksicht auf die gesammteVolkswirthschaft und auf die Zahlungsfähigkeit der Neichsbank zu ziehenden Grenzenzu halten. Der durchschnittliche Diskontsatz der Reichsbank ist von 1895 bis 1900von 3,i4 auf 5,33 Prozent, die durchschnittliche Rentabilität der Wechselanlage ist von2,66 auf 5,36 Prozent gestiegen (vergl. Tab. 45). Seit dem April 1896 hat dieNeichsbank die Diskontirungen unter ihrem offiziellen Satz eingestellt (vergl. Tab. 66).In den Iahren 1895 bis 1897 konnte zeitweise noch ein Satz von 3 Prozent gehaltenwerden/ in den Iahren 1898 und 1899 war 4 Prozent, im Jahre 1900 5 Prozentder niedrigste Satz. 1899 und 1900 sahen einen Diskontsatz von 7 Prozent, diehöchsten seit dem Bestehen der Neichsbank vorgekommenen Sätze (vergl. Tab. 63).
Soweit die auswärtigen Beziehungen unseres Geldwesens in Betracht kommen,suchte die Bankleitung ihre Diskontpolitik durch die ausgiebige Gewährung zinsfreierVorschüsse ans Gold zu ergänzen und zu unterstützen/ und in der That gelang es aufdiese Weise, namentlich in den Iahren 1898 bis 1900, den Goldvorrath gegenüberdem fortgesetzt steigenden Bedarfe des inneren Verkehrs wesentlich zu kräftigen.
Im Einzelnen war der Gang der Diskontpolitik während der Periode 1895bis 1900 folgender:
Der Diskont im Der Umschwung in allen wirthschaftlichen Verhältnissen kam in der zweiten Hälfte
Iah« 1895. ^ 1895 mit Plötzlichkeit und Lebhaftigkeit zum Ausdrucke. Noch im August
schwankte der Marktdiskont in Berlin nur zwischen 1^ und 1^/z Prozent und dieReichsbank diskontirte während des ganzen Monats zu einem Privatsatze von 2 Prozent.Gegen Ende September trat ein stärkerer Geldbedarf auf und in der letzten September-woche stieg die Anlage der Bank mit einem Schlage von 684 auf 888 Millionen Mark,während der Goldvorrath, der am 23. August noch 711 Millionen Mark betragen hatte, auf611 Millionen Mark am 7. Oktober zurückging. Die Bank gerieth am 30. Septembermit 46 Millionen Mark, am 7. Oktober mit 20,? Millionen Mark in die Notensteuer(vergl. Tab. 23). Ihre Diskontirungen zum Privatsatz hatte sie schon am 18. Septembereingestellt/ sie nahm dieselben, als nach dem Ouartalswechsel eine große Erleichterung aufdem Geldmarkt einzutreten schien — der Marktdiskont sank vom 1. zum 2 Oktober von2^/g auf 2^/g Prozent — für einige Tage (bis zum 10. Oktober) wieder auf. Der Nuckflußbei der Bank entsprach jedoch nicht der großen Anspannuug am Quartalsschluß/ deshalbwurden am 11. Oktober die Diskontirungen zum Privatsatz eingestellt (vergl. Tab. 66).In Rücksicht auf ihren au sich immer noch überaus günstigen Stand hatte die Neichs-bank trotz der Kontingentsüberschreitungen beim Ouartalswechsel geglaubt, eine Erhöhung