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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Dic Diswntpvlitik,

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ihres Diskontsatzes, der seit dem 5. Februar 1894 auf 3 Prozent stand, vermeidenzu können. Als jedoch die Ueberspekulation in Goldminen zu ciuer Krisis und damitzu einer weiteren Verschärfung des Goldbedarfs führte und als der Bank größere Be-träge von Gold für Oesterreich-Ungarn entnommen wurden, war eine Diskonterhöhungnicht zu vermeiden. Der Berliner Marktdiskont erreichte am 7. November den Bank-diskont und dieser wurde am 11. November auf 4 Prozent erhöht. Trotzdem trat amJahresschluß eine neue Steigeruug der Auspaunuug ein. Die Anlage wuchs iu derletzten Dezemberwoche von 769 auf 190t) Millionen Mark, der Goldbestand ging ans571 Millionen Mark zurück uud das steuerfreie Notenkontingent wnrdc um 148 MillionenMark überschritten, die stärkste Uebcrschreitung seit dem Bestehen der Bank. Gleichwohlsah die Bank von einer weiteren Diskonterhöhung ab, da für die ersten Wochen nachdem Jahreswechsel erfahrungsgemäß ein starker Rückfluß und eine wesentliche Kräftigungihres Standes zu erwarten war.

Iu der That ging die Anlage bis zum 15. Februar 1896 auf 583 MillionenMark zurück, eine Abnahme von 417 Millionen Mark gegen den 31. Dezember. Der23. Februar wies wieder eine Notenüberdcckung von 23,? Millionen Mark auf und derGoldvorrath erreichte an diesem Tage 668,5 Millionen Mark, eine um nahezu 100 MillionenMark höhere Summe als 7 Wochen zuvor.

Diese Entwickelung beweist, wie ungerechtfertigt die in späteren Iahrenwiederholt aufgestellte Behauptung ist, die im Laufe des Jahres 1895 eingetreteneVerminderung des Goldvorraths um mehr als 200 Millionen Mark sei nicht durchdie gesteigerte» Bedürfnisse des inneren Verkehrs, sondern durch einen Goldabflußuach dem Auslande, namentlich nach Oesterreich , hervorgerufen worden, dem die Reichs-bank erst zu spät und zu schwächlich durch ihre Diskontpolitik entgegengetreten sei.Wenn trotz der nicht zu leugnenden großen Steigerung des inländischen Geldbedarfsgegenüber dem Vorjahr in den ersten sieben Wochen des Jahres 1896 100 MillionenMark in Gold aus dem inneren Verkehr in die Neichsbank zurückflössen, so beweist das,daß die vom Februar 1895 an eingetretene Verminderung des Goldbestandes derReichsbank nur zu einem geringen Theil auf einen Goldabfluß uach dem Ausland, zumweitaus größten Theil auf dem gesteigerten Bedarf des inländischen Verkehrs beruhte.

In Folge der Erleichterung des Geldmarkts und der günstigen Gestaltung ihresStandes konnte die Neichsbank Ansang Februar ihre Diskoutirungen zum Privatsatzwieder aufnehmen und ihren offiziellen Satz am 12. Februar auf 3 Prozent ermäßigen.Der Privatsatz wurde jedoch, als der Ouartalswechsel März/April eine Kontingents-überschreitung von 44 Millionen Mark brachte, suspendirt und er ist seither nichtwieder aufgenommen worden.