Dic Diskontpolitik,
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als auch der November nicht den unbedingt erforderlichen Rückfluß brachte, mußte, derDiskoutsatz am 9. November aus 5^, am 19. November auf 6 Prozent erhöht werden.Gleichwohl war die Anspannung der Bank am Jahresschluß noch etwas stärker alsam Ende des dritten Quartals.
Der Marktdiskont folgte im allgemeinen den Diskontsätzen der Neichsbank. Am19. und 20. Dezember stieg er auf Prozent.
Das Jahr 1899 brachte eine starke Zuspitzung der bisherigen Entwickelung. Die Der DiskontPreissteigerung der industriellen Roh- und Hilfsstoffe, die Gründnngsthätigkeit und die '"' ^Spekulation in industriellen Werthen machten im Inland wie im Ausland außerordent-liche Fortschritte. Die Auspannnng des Geld- und Kapitalmarkts verschärfte sichallenthalben und führte in weniger finanzkräftigen Ländern, wie in Nußland nnd denBalkanstaaten, zu ernsten Krisen.
In Deutschland trat nach der großen Anspannung am Jahresschluß die regel-mäßige Erleichterung nicht in vollem Umfang ein. Die steigende Gelduachfragc und dieKnappheit der Mittel ließen den Marktdiskont im Januar uud Februar kaum unter4 Prozent sinken. Der Goldbestand blieb auch iu der zweiten Februarhälfte um etwa70 Millionen Mark niedriger, die Anlage um etwa 59 Millionen, der ungedeckte Noten-umlauf um uahezu 100 Millionen Mark höher als im Vorjahre.
Die Bankleitung konnte deshalb mir zögernd und schrittweise mit eiuer Ermäßi-gung ihres hohen Diskontsatzes vorgehen. Erst am 9. Mai kam sie auf 4 Prozent an.Mitte Iuui war jedoch die Anlage der Bank um mehr als 90 Millionen Mark höherals im Vorjahr, und da die Spannung gegenüber dem Vorjahr im rapiden Wachsenbegriffen war, erwies sich bereits am 19. Juni eine Diskonterhöhung auf 4^ Prozentals nothwendig.
In jener Zeit begann die Bank von England die größten Anstrengungen zu einerStärkung ihrer stark zusammengeschmolzenen Goldreserve zu machen. Eine Versammlungvon Vertretern der Privatbanken hatte ihre Unzufriedenheit mit dem niedrigen Standedes Metallbestandes der Bank von England ausgesprochen und mit der Begründungeiner von der Bank von England unabhängigen Goldreserve gedroht. Außerdem uöthigteder bevorstehende Ausbruch des Trausvaalkrieges die Bank, auf eine beträchtliche Stär-kung ihres Staudes Bedacht zu nehmen. Die in Deutschland stehenden englischen Gut-haben wurden in verstärktem Maße zurückgezogen, die deutschen Wechselkurse aus London erreichten Ende Juli uud Aufaug August den Goldpuukt und es begann Gold ausDeutschland in erheblichen Beträgen abzufließen.
Die Reichsbank konnte in Anbetracht des bevorstehenden Herbstbedarfs den Gold-abfluß uicht ohne Gegenwehr sich vollziehen lassen und erhöhte am 7. August ihren