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I. Die Wurzel der Demokratie.
Wenn eines Tages die Geschichte unserer Zeit geschrieben wer-den wird, was wird dann als das wichtigste Ergebnis des Weltkriegesangesehen werden? Die Zerstörung der drei kaiserlichen Dynastien, wel-che das ^ottesgnadentum in Europa verkörperten? Die "Balkanisierung "Europas durch die Friedensverträge, der Aufstieg Frankreichs zur Vor-herrschaft über den Kontinent, die Entinselung Englands durch dieLuftwaffe? Der unerhörte Umschlag des zarischen Despotismus in dasWunder des Sowjetexperiments? Alle diese Ereignisse, so weltweit ihreBedeutung ist, werden durch.d&e- eine Tatsache überschattet: die Ver-legung des Schwerpunkts der Geschichte von Europa, wo er seit dem
das,
Tage von Marathon gelegen hatte, nach Amerik5^ \/in Wirtschaft wie Poli-tik die erste Weltmacht geworden ist, der Mittelpunkt, von dem Prospe-rity oder Depression über den Globus ausstrahlt. Mit Amerika steigtder Pazifik zum Ozean der Zukunft, an dessen jenseitige* Ufer das er=wachende Asien an den Fesseln rüttelt, die ihm Europa auferlegt hat.
Mehr als dies. Wenn nach Hegel jede der grossen Nationen ihren
"Welttag" erlebt, wenn in der Weltfuge die Stimmen der verschiedenen
Völker nach einander zum Ausdruck kommen - bald vordringend, bald ver=
klingend - so gilt heute der Welttag Amerikas . Die Menschheit lauscht
der Botschaft Amerikas . Es gilt dies weniger von den konservativen
Nationen Westeuropas , als von jenen Ländern der Umwälzung einer gä%ren-
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den Gegenwart zu einer von Grund auX erneuerten Zukunft. Welchen Ein=fluss übt nicht Amerika auf China, auf Russland und nicht zuletzt aufDeutschland aus. Darüber hinaus vollzieht sich einYVordringen amerika-