Autograph 
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Entstehung
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Menschen über alles irdische emporhebt. Jesus ist Vorbild dessen, wo=

zu der Mensch als solcher berufen ist - der Gottmensch.

In diesem Gedanken an das Erbaute im Menschen wurzelt das Täu*

fertum. Wir gedenken eines Hans Denk (1495-1527) jenes Oberdeutschen,

der, wie ein Wild gehetzt, in kurzem Leben reich aufgehenden Samen

ausstreute. Nach Denk kann die heilige Schrift nur der verstehen,dessen

Wille im Einklang steht, mit "der Stimme im Herzen, die zum Guten mahntS

Persönliches Brlebnis, nicht Bekenntnis, sind das Entscheidende im

Christenleben. Ist die Anfechtung stark, "der Widerstand und der Sieg ist

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noch viel stärker". Denk verwarf jeden Glaubenszwang und befürwortete

die Gründung von Gemeinden gläubig getaufter Christen. Er ist, wenn

Einer zu nennen, der Begründer und Theologe des deutschen Täufertums.

Wir gedenken des"Erzketzers" Schwenkfeld (1489-1561) des sohle*

sischen Laienpredigers adliger Herkunft. Von Luther wurde er exkommuni*

ziert, "der unsinnige Narr vom Teufel bessesen". Seine Anhänger,aus der

Heimat vertrieben, fanden ihre Zuflucht in Holland . Der Holländer Hansde Rys und die von ihm geführten Waterländer Mennoniten (gegründet 1624)

nahmen die Lehre Schwenkfelds an und von ihpfnen führen Fäden nach Ameri=ka, wo die Schwenkfelder noch heute als Sekten bestehen - Fäden vorallemzu den Quäkern. So lehrte Schwenkfeld die Lehre vom inneren Licht inAusdrücken, die den Quäkern geläufig sind: Die Schrift ist toter Bucn=stabe ohne die unmittelbare Offenbarung. Die Sakramente werden vergei*stigt. Sie sind keine sichtbaren Mittel, sondern geistige Vorgänge. Dasgeistliche Amt ist ein Allgemeines; jeder Mensch sei ein Seelsorgeram Nächsten. In der genannten Mennonitenkirche finden wir bereits denschweigenden Gottesdienst, das schweigende Tischgebet, die Zeugnissegegen Krieg und Eid.