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reichbar. Die Zentralsonne des geistigen Universums leuchtet in dieTiefender menschlichen Seele. Je mehr der Mensch von diesem Lichtedurchdrungen wird, um so mehr gewinnt er die Kraft, die Dinge, dieihm anvertraut sind, zu ordnen, die Welt umzuwälzen und Wirtschaftwie Politik von Grund aus zu erneuern - als Mitstreiter und Statt"halter Gottes.
Diese Gedanken wenden sich gegen Luther, wonach der Glaubeallein selig macht, während das handelnde Leben als hoffnungsloseKette von Anläufen und Niederlagen zurückbleibt. Die Lässigkeit derLutherischen Ethik auf Grund des stellvertretenden Todes Jesu ver=spottet ein altes Täuferlied mit den Worten: "Nun zech ich auf seinKreiden". Diesen Gedanke^wendet sich nicht minder gegen Kalvin, nachwelchem, wie schon keimhaft für Luther, Glaube und Sünde Werke Gottesim Menschen sind, &n denen Erwählung oder Verwerfung zum Ausdruckkommen. Die Täufer bekennen sich zur Willensfreiheit und fordern Wil=lensaktivität im Ergreifen und Bewahrheiten des Heils: Freiheit istihnen ein Geschenk der göttlichen Gnade an dem Menschen. Der Menschsteht, wählend und richtend, vor dem Ewigen Ja und dem Ewigen Nein.Obgleich einzelne Zweige des englisch sprechenden Täufertums zeit=weise dem ungeheuren Gewicht der Prädestination unterlagen, so wurdedoch seit Armimies (1560-1609) diese Lehre von innen her auch inkalvinistischen ^reisen erweicht. Zum Durchbruch gelangte der Gedankeder Willensfreiheit in der unitarischen Kirche Hmerikas, deren Begrün"der der berühmte Chemiker Priestly (1733-1804) wurde. Als Erbin desPuritanismus hat sie seiner Einschmelzung in die täuferische Gedanken"weit die Wege gebahnt.
Hieraus fliesst ein tiefgreifender Unterschied, zwischen Arnerika und Deutschland,der sich bis heute in Politik wie Wirtschaft aus=