- 223 -
3)Aber es hat sich in dieser dem Puritanismus entgegenwirkendenGedankenwelt der Sekten jedoch um mehr gehandelt, als um spirituali==stische Mystik, welche ihrem Wesen nach zur radikalen Verinnerlichungführt. Erst indem der täuferische Gemeinschaftsgedanke/ in die Mystikeinschlägt, bringt er jene" praktischen Idealisten " hervor, von denenumwälzende Wirkungen in Wirtschaft und Politik ausstrahlen.
Zwar hat das Täufertum die überkommene/ soziale Ordnung als" Welt" von Grund aus abgelehnt. Es galt dies vorallem vom Staate ,als einem"äusseren Ding", dem der Geist sich nur in so weit unterwirft,als er das Gewissen nicht beschwert. So erklärten die nach Vernehmungdurch Melanchton 1536 zu Jena hingerichteten Täufer: der Staat seinur um der Bösenjwillen da - die Seinen habe Christus freigemacht - siewürden Steuer dem Staate zahlen, wenn man sie bei Ihrem Glaube.belasse.Daher die Weigerung der Täufer staatliche Ämter zu bekleiden und Eide zu schwören. Diesem "Notstaat" gegenüber bekannten sie: jewenigerStaat um so besser und mündeten damit — aus ganz anderen Beweggründen -in die Freiwirtschaft des Puritanismus.&&&&&&&&&&&&&&&& &&&&&&&
Nicht weniger als den Staat haben diese Sekthner die über=kommene Kirche abgelehnt - als äusserliche Heilsanstalt, welche Un=mündige und bl§^e Namenschristen zu ihren Mitgliedern zählt. Bei denTäufer ^war die Taufe ein "bewusster Akt des Glaubens" seitens Regeneprierter, also nur erwachsener, willensfähiger Christen. Die Sensationdes Untertauchens und die darauf folgende Beglückwünschung hat denBaptisten wohl manchen Anhänger verschaft, insbesondere unter derfarbigen Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Aber die Täufer lehntenjede magische Wirkung der Taufe ab. Grundsatzlich war ihre Taufe - amliebsten vollzogen in freiem Gewässer gegen Sonnenaufgang, so dass dieWellen über den Täufling zusammenschlugen,—ein Symbol des Grabes undder Auferstehung.