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wenn es hart auf hart geht, sich als Hörige des Dollar erweisen. Mandenke, um ein weltbekanntes Beispiel solcher Lebenseinstellung zunennen, an den Roman "Oil" von Upton Sinclair .
Dennoch lebt unter dem Trümmerfelde der Gegenwart, wurzelecht
und keimkräftig, das "bessere Amerika " - heute nur dem Auge des Freun=
des sichtbar^ und doch morgen bereit, mächtigen Triebes in die Zukunft
hinauszuzweigen. Unter den Disharmonien des Zeitgeistes vernimmt das
gläubige Ohr die Ansätze einer geheimnisvollen Weltfuge, in der Amerika
zu einer grossen und leitenden Stimme berufen ist. Es ist dasselbe
Amerika , welches als der Sieger des Weltkrieges den Vers iiier Gewalt=
frieden ablehnte und die Beteiligung an der Siegesbeute verschmähte,
welches durch die Speisung deutscher Kinder vielen tausenden heute
heranwachsender Deutscher das Leben rettete. Es ist dasselbe Amerika ,
das mich nach vaterländischem und persönlichem Zusammenbruch gastlich
aufnahm und mir vom Atlantik bis zum Pazifik den Enthusiasmus seiner
akademischen Jugend entgegenströmte. Es ist jenes Amerika , das über
die Tagesereignisse hinaus einer neuen Menschheit den Weg weist, so
wie es mich gesundete und verjüngte. Dieses Amerika ist gewiss nicht
der Durchschnittener grossen Ziffer, die tatsächlich überwiegt, sondern
das Wunschbild, wie es der Volksseele als die Verkörperung dessen vor=
schwebt, was Amerika sein sollte.
st-
Das innefe Wesen dieses "besseren" Amerikas ist auch heute nochin Gott verankert^ Bedeutungslos ist ihm das irdische Sein ohne Bezugauf die Ewigkeit. Jede Lebensfrage wird ihm letzthin zu einer morali=sehen oder religiösen Frage. Noch ist auf dem Lande und in der Klein= stadt das Kirchenleben sichtbarste Wirklichkeit^und gesellschaftlicherMittelpunkt. Noch pulsiert in den grossen Kirchen wie kleinen Sekten