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An der Gleichheitspraxis scheiterte der klassenkämpferische Marxismus,dem die proletarischen Einwanderer in dem Masse absagen, als sie zuAmerikanern werden - meist in der zweiten Generation, oft bereitsmit der Erlernung der englischen Sprache.
Formale Rechtsgleichheit ist ein erster Schritt zur Anbahnungjenert&tsächlichen Gleichheit, wie sie den Vätern der amerikanischenDemokratie vorschwebte. Aber Rechtsgleichheit kann durch Besitz= undBildungsprivilegien in ihr Gegenteil verkehrt werden, und mit tief=greifender Klassenspaltung verbunden sein. Kein Privileg wird grau=samer empfunden als das der Sogenannten Bildung. Amerika fordert glei =che Erziehungsmöglichkeiten für alle, insbesondere für die begabtenKinder der unteren Volksschicht. Es erstrebt eine allmähliche Stufungder Bildungslage, unmerkliche Übergänge von Klaase zu Klasse, ins=besondere von Handarbeit zu Kopfarbeit. Es sucht eine gleichartigeGeistigkeit breiter Mittelschichten mit ähnlichen Lebensidealen undLiebhabereien. Indem es "fair Chance" jeder Begabung gewährt, hofftes die Gleichheit der Demokratie mit starker und gesunder Führerschaftzu durchdringen.
Mit Recht kann Amerika darauf hinweisen, dass es diesem Idealeerheblich näher ist, als das von Klassemspaltung zerrissene Europa, das vielfach von zwei Nationen bewohnt ist, die sich so fern sind,als wären sie in anderen Zonen geboren. Amerika gibt für Erziehung&&=zwecke mehr aus als alle anderen Staaten der Welt zusammen. Sein"Er=Ziehungsfanatismus" lebt sich in einem bunten und vielgestaltigenErziehungäsystem aus: in staatlichen und kirchlichen Volksschulen undMittelschulen, in freien Versuchsschulen aller Art, in Verschieden=heiten von Staat zu Staat, von College zu College. Die grössten undberühmtesten Universitäten des Ostens sind dem Staatseinfluss völlig