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Amerika empfindet im Grunde nicht anders gegenüber der farbi =gen Rasse . So mancher Amerikaner ist stolz auf indianische Abstammung,deren sich Kandidaten um die höchsten Staatsämter gelegenlich rühmen.Vom Indianer gilt, dass er sich niemals der Sklaverei unterwarf, dasser lieber unterging^ oder in den Geburtenstreik eintrat. Vom Negertrennt den freien Feissen der Abgrund versklavter Vorfahren. IhreAssimilierbarkeit gilt vielen als unlösbares Problem; die Freikirchenals einstige Vorkämpfer der Sklavenbefreiung arbeiten an seiner Lösung- nicht erfolglos, wie die geistlichen Lieder beweisen, in denen dieangeborene Musikalität des Negers mit tief christlichem Gefühlserleb=nis zusammenklingt.
Neben dem Freiheits= und Gleichheitsgedanken lebt in der SeeleAmerikas der Gemeinschaftsgedanke als Erbgut täuferischer Vorfahren,ebenso wie katholischer Neueinwanderer. Aber den Schwerpunkt legtAmerika auf die Freiheit - Amerika das Land ohne Mittelalter, dasLand der bis zum Endpunkt durchgeführten Kirchenreformation, das Landder Vereinzelten. Nur zu oft wurde der Grundsatz der Nichteinmischung( non intervention j als Entschuldigung gemisbraucht, um sozialpolitischewie aussenpolitische Verantwortungen abzulehnen. Ihrer ethischen Gegen=gewichte beraubt, mündet diese Vereinzelung in rücksichtsloser Dollar=jagd unter Ausbeutung der Schwachen, insbesondere jener landfremdenProletarier, die in der Grossstadt sieb stauen, und denen Tammany Hall eine Stütze wurde.
Dieser Vereinzelung setzt das bessere Amerika den Gedanken desDienstes entgegen - des Dienstes am Nächsten, ander Nation, ander Man=schheit. So nennt der Sprachgebrauch die grossen Männer und Frauen,aufwelche die Nation stolz ist - im letzten Menschenalter einen Ford,