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schaulich gewachsen und besitzen die hierzu erforderlichen, fachlichenVorkenntnisse, am meisten noch die, welche die Vorschule einer Haus=angestellten durchgemacht haben. Inmitten einer Welt körperlicher Ent=artung und geistiger Zersetzung werden gesunde Frauen verlangt, diezunächst körperlich den Aufgaben des dienstbotenlosen Haushalts gewach=sen sind - darüber hinaus Reformerinnen, die im guten Gestern ver =wurzelt, zum besseren Morgen den Weg finden.Die Frau, von der Haschineeinst gierig gepackt, heute im wachsenden Masse entlassen, steht un=vorbereitet vor einer Aufgabe, von d/eren Erfüllung ihr eigenes Wohlund Wehe, das der Ihren und das das Volksganzen abhängt. Die ganzetechnische Kultur des Abendlandes ist auf Flugsand gebaut, wenn ihrebiologische Grundlage in der Familie zermorscht. Es handelt sich letzt=hin um eine weltanschauliche Widergeburt, denn die primitiven Instinkt^welche die Familie der Vorzeit zusammenhielten, sind gerade in Arbei=terkreisen weithin zersetzt. In Gesprächen wie Freizeit der Industrie=arbeiter spielt nach de Man die Sexualität die Hauptrolle. Der Sexual=trieb gilt als eine Veranlagung, die auszunutzen Genuss gewährt - wahl=los "nur ein Mädchen"! Das Kind ist unerwünscht, meist der Grund zurEheschliessung. Die Ehen sind kinderarm. Gerade der gelernte Arbeiter,Verwalter wertvollen Erbgutes, folgt den bürgerlichen Volksschichtenin Geburtenbeschränkung durch Empfängnisverhinderung.
Wir berühren damit allgemeinere Fragen, auf welche die kapi=
talistische Weltanschauung keine Antwort hat. Erschöpft sich das Ar=
beiter^dasein in einer Lohn=, Wohn= und Geschlechtsfrage? Ist das Ziel
aller Technik ein neomalthusianisch.es Paradies mit fünf Fleischmahl=
zeiten am Tag, wie es in Australien nahezu verwirklicht, von maschi=
Völkern
nenarmen, aber geburtenreichenV6edroht wird? Ist Lebensfreude und