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Pisaner, Genuesen, Venetianer und der geistlichenRitterorden. Sie wurden seit 1127 durch Zenghiund dessen Sohn Nureddin (Atabeken in Syrien von 1127 — 81), die 1144Edessa und einen grossenTheil des Fürstenth. Antiochia eroberten, beunru-higt. Dies veranlasste die Könige Conrad III. von Deutschland und Ludwig VII. von Fi - ank-reich zum
zweiten Kreuzzuge, 1147 — 49, der aberdurch die Feindseligkeiten der Griechen, durch dieDrangsale in Kl.-Asien, durch Eifersucht und Rang-streit der Christen, namentlich aber durch den Ver-rath der Pullanen (d. h. der im Morgenlande ge-borenen Franken) scheiterte. Dennoch erhielt sichdas Königr. Jerusalem . Aber bald erwuchs ihmbei innerer Uneinigkeit ein mächtiger Feind in demtapfern Ejubiten Saladin . In der Schi, bei Tibe-rias 1187 vertilgte er den Kern des christlichenHeeres, nahm den König Guido (Veit von Lusignan)gefangen und bemächtigte sich bald darauf derchristlichen Besitzungen bis auf Antiochien, Tyrus ,Tripolis. Die Kunde von diesem Unglücke ver-anlasste den
dritten Kreuzzug, 1189—92, unter Frie-drich I. Barbarossa, Philipp August von Frank-reich und Richard Löwenherz von England. Aufdemselben erfolgte zwar die Eroberung von Ptole-mais (Akkon, Akre), aber nicht von Jerusalem .In einem 1192 geschlossenen Vertrage ward denChristen der Küstenstrich von Tyrus bis Joppe undder ungestörte Besuch der heiligen Oerter zugesi-chert. Cypern, das Richard Löwenherz eroberthatte, gab er an König Guido von Lusignan,dessen Nachkommen drei Jahrhunderte den Besitzbehaupteten.
Der vierte Kreuzzug, 120.2 — 4, erreichtegar nicht das heilige Land, sondern blieb in Constantinopel, wo er das lateinische Kaiserthum (1201bis 1261) gründete. Der Kaiser Balduin von Flan-dern erhielt den vierten Theil des Landes, die
übrigen drei Viertheile wurden als Lehen unterdie fränkischen Fürsten vertheilt (Kgr. Thessalo-nich unter Bonifacius von Montferrat, Fürstenth.Morea oder Achaja, Grafsch. Cephalonia, Herzog-thum Niksia). Den grössten Vortheil zogen dieVenetianer, die den ganzen Handel der Levante erhielten, Epirus und Aetolien behaupteten sichunter Michael Angelus unabhängig.
Im griechischen Kl.-Asien entstanden zwei neueReiche. Theodor Laskaris gründete das Kaiserth.Nicaea, welches allmälig erstarkte, das innerlichuneinige und verhasste lateinische Kaiserthummehr und mehr einschränkte und endlich 1261unter Michael Paläologus gänzlich auflöste. — DasKaiserth. Trapezunt, von Nachkommen derKomnenen gegründet, erblühte durch Handel,stand aber in Abhängigkeit von den Sultanen vonIconium und wurde 1461 von Muhamed II. erobert.
Das Kgr. Armenien im alten Cilicien hatteschon vor den Kreuzzügen Selbständigkeit erlangtund erhielt sich bis 1371, wo es den Mameluckenerlag. — Das Kgr. Georgien oder Iberien kam beim Verfall der seldschuckischen Herrschaftwieder empor.
Die Darstellung dieser eben genannten Verhält-nisse ist auf Karte 75.
Der fünfte Kreuzzug, 1228 — 29 unterKaiser Friedrich II. Diesem gelang es, mit demSultan Kamel von Aegypten einen Vertrag auf 10Jahre zu schliessen, nach welchem Jerusalem ,Bethlehem und Nazareth sammt ihren Gebietenund der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon den Christen abgetreten wurden. Er setzte sichhierauf selbst am heiligen Grabe die Krone vonJerusalem auf, wodurch der Titel eines Königs vonJerusalem auf die deutschen Kaiser forterbte. Je-rusalem war von 1229 — 39 und dann von 1243bis 1247 in den Händen der Christen.
Als die Mongolen das chowaresmische Reichgestürzt hatten, trat eine Schaar flüchtiger Cho-
waresmier in die Dienste des ägyptischen SultansSaloli, eroberte Jerusalem , verwüstete Palästinaund vernichtete in der Schlacht bei Gaza 1244 denKern der beiden Ritterorden. Da unternahm
den sechsten Kreuzzug, 1248—54, Lud-wig IX., der Heilige. Er suchte von Aegypten aus Palästina zu erobern, gerieth aber mit seinemganzen Heere in Gefangenschaft, aus der er nurgegen ein hohes Lösegeld entlassen wurde. Zwarwandte er sich hierauf noch nach Palästina, konnteaber daselbst nichts ausrichten. Dies wurde nunsich selbst überlassen. Die Mamelucken, welchesich 1250 der Herrschaft in Aegypten bemächtigthatten, eroberten nach und nach die fränkischenBesitzungen und 1291 die letzte, Ptolemais.
Die geistlichen Ritterorden verlegten hieraufihre Sitze, die Johanniter 1310 nach Rhodus undnach dessen Eroberung durch die Türken 1522nach Malta; die Templer nach Cypern und 1306nach Paris, wo sie durch Philipp IV. vernichtetwurden; die deutschen Ritter nach Venedig und1309 nach Marienburg.
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Das osmanische Reich nebst denSchutzstaaten nach seiner grösstenAusdehnung 1682.
Nach der Zerstörung des seldschuckischen Rei-ches Iconium oder Rum durch die Mongolen bil-deten sich mehrere kleinere Reiche, unter derenFürsten um 1300 Osman, Haupt einer türkischenFlorde, in Karahissar, hervortrat; er eroberte einenTheil von Bithynien und machte 1326 Prusa zurResidenz. Seine Nachfolger verbesserten das Kriegs-wesen (Janitscharen) und dehnten die Eroberungenweiter aus; sie unternahmen Streifzüge nach Eu-ropa und setzten sich daselbst 1357 durch die Ein-nahme von Gallipoli fest; 1361 verlegten sie ihreResidenz nach Adrianopel , kämpften siegreich