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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
Seite
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Die Verwaltungsorganisation,

die eigene Aufbewahrung und Verwaltung lombardirter Effekten den Nebenstellen nichtgestattet werden, so wünschenswert!) dies auch im Interesse des Publikums erscheinenmochte. Rechtfertigte aber der Umfang des örtlichen Geschäfts die Anstellung eineszweiten Beamten, so konnten bei der nuu gewährleisteten viel größeren Sicherheit dieseRücksichten zum großen Theil fallen.

In ähnlicher Weise stand einer rascheren Entwickelung der Umstand im Wege,daß bei Errichtung der Reichsbank die meisten Vorstände von Nebenstellen nicht bank-mäßig geschulte Beamte, sondern Agenten waren, die ihre Stellung zum Theil nur imNebenamte versahen uud dafür kein festes Gehalt, sondern eine Tantieme vom Gewinn er-hielten. Es war nicht immer angängig, ihnen ohne Weiteres in Geschäftszweigen, diekeinen unmittelbaren Gewinn abwarfen, eine erweiterte Thätigkeit zuzumuthen, eineRücksicht, die in Fortfall kommen mußte, als die Bauk bei steigeudem Verkehr dazuüberging, den größten Theil der Agenten allmählich durch von ihr selbst in allenZweigen ausgebildete, auf festes Gehalt angestellte Beamte zu ersetzen. Selbstverständlichmußte-anch die Neichsbauk, ehe sie sich zur Einführuug gewisser Neuerungen bei denNebenstellen entschloß, erst Erfahrnngen abwarten, um sich ein Urtheil bilden zu können,ob auch die bei ihnen vorhandenen Einrichtungen ausreicheud waren, um den neuzu gewärtigenden Anforderungen zu genügen.

Aus diesen Gründen konnte die Reichsbank ihre Nebenstellen zu wichtige»Funktionen, wie zum Giroverkehr, zur Einlösung von Zinsscheinen, zum Verkehr mitStaatskassen, erst im Laufe der Entwickelung heranziehen.

Eine solche Entwickelung hat bei den weitaus meisten Nebenstellen stattgefundenund zur Ausbildung des heute vorwiegenden und normalen Typus der vou einemBeamten verwalteten »Nebenstelle mit Kasseneinrichtung und beschränktemGiroverkehr« geführt. Abseits von dieser Entwickelung sind die wenigen Nebenstellenohne Kasseneinrichtung auf ihrem alten Standpunkte stehen geblieben, deren Thätigkeitsich nach wie vor auf die Vermittelung von Wechselankäufen und Lombardgeschäftenbeschränkt/ doch ist zu bemerken, daß inzwischen viele von ihnen Kasseneinrichtungerhalten haben und damit in die erstgenannte Kategorie eingetreten sind.

Aber selbst die Befugnisse, die im Laufe der Zeit alleu Nebenstellen mit Kassen-einrichtung ertheilt werden konnten, reichten da, wo ein besonders starker Geschäftsverkehrbestand, nicht aus. An einzelnen solcher Orte schuf die Neichsbauk versuchsweiseseit 1888 in den von zwei Beamten gemeinsam verwalteten Reichsbanknebenstelleu, den»Reichsbanknebenstellen mit zwei Vorstandsbeamten«, eine neue Form, die nichtnur ausgezeichnet war durch den vollständigen Giroverkehr wie bei den selbständigenBankanstalten, sondern auch durch eiue viel selbständigere Behandluug des Lombard-