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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Die Notenausgabe.

der Bewegungen des Geldbedarfs (vergl. Tab. 21). Beide sind regelmäßig am niedrigstenin den ersten Monaten des Jahres, in welchen der Geldbedarf der Volkswirthschaft eingeringer ist, am höchsten im letzten Viertel des Jahres, das sich stets durch eine starkeGetdnachfrage auszeichnet,- beide zeigen sprunghafte Erhöhungen an den Monats-und namentlich an den Ouartalswendeu, an welchen sich stets große Zahlungenzusammendrängen. Aber auch diese Bewegungen treten bei dem ungedeckten Notenumlaufviel schärfer hervor als bei dem gesammten Notenumlauf. Im Jahre 1899 z. B.bewegte sich der gesammte Notenumlauf zwischen 1013 Millionen Mark am23. Februar und 1 383 Millionen Mark am 30. September/ die Spannungbetrug mithin 370 Millionen Mark. Der ungedeckte Notenumlauf schwankte indemselben Jahre zwischen 70,s Millionen Mark am 23. Februar und 664,« MillionenMark am 30. September/ die Spannung betrug mithin hier 594,i Millionen Mark, siewar also um mehr als 200 Millionen Mark größer als die Spannung des gesammtenNotenumlaufs.

Die Ursache dieser Erscheinung liegt darin, daß der inländische Geldbedarf sichebenso sehr auf Metallgeld wie auf Banknoten erstreckt. Eine aussteigende Konjunkturerhöht nicht nur den Bedarf an Noten für größere Zahlungen, sondern auch denBedarf an kleinerein Geld für die Zahlungen von Löhnen :c. Die Steigerungdes Bedarfs an Metallgeld ist sogar oft beträchtlich größer, weil die großen Umsätze,sür welche die Banknoten allein in Betracht kommen, meist durch eine gesteigerte Aus-nützung der Baargeld ersparenden Zahlungseinrichtungen bewältigt werden. Die inZeiten aufsteigender Konjunktur festzustellende Vermehrung der Giroumsätze der Reichs-bank, oft bei einer gleichzeitigen Verminderung der Giroguthaben, geben davon Zeugniß/ebenso die erhöhten Umsätze der Abrechnuugsstellen. Da diese Einrichtungen nur fürgrößere Zahlungen in Betracht kommen, wirken sie wohl einer Vermehrung des Noten-umlaufs entgegen, nicht aber in gleicher Weise der Steigerung des Bedarfs an Metallgeldfür die kleineren Zahlungen. Da der Metallvorrath der Neichsbank das Reservoir ist, auswelchem der Verkehrsbedarf durch Diskontirung von Wechseln zc., durch Einlösung vonNoten und Abhebungen aus Guthaben seinen Bedarf an Metallgeld deckt, so bewirkenaufsteigende Koujunkturen mit einer Steigerung der Notenausgabe der Reichsbank häusigeiue noch stärkere Verminderung ihres Metallvorraths, und beide Bewegungen kommenin der Ziffer des ungedeckten Notenumlaufs summirt zum Ausdruck.

Die ungedeckten Noten sind eben der elastische Theil des Geldumlaufs, und dieVeränderungen ihres Umfanges lassen die Schwankungen der an die Reichsbank heran-tretenden Geldnachfrage am deutlichsten erkennen. Seit der Begründung der Reichsbankhaben in gleichem Schritte mit der Entwickelung der gesammten wirthschaftlichen Ver-