Der Ankauf und dic Einziehung von Wechseln und Werthpcipieren.
sich seit der Einrichtung des Giroverkehrs der Neichsbank eine vollständige Umwälzung.Viele an verschiedenen Orten ansässige Privatbanken und Bankiers vereinigten sich zueiner Art Kartell, um eiuander gegen eine äußerst geringe Provision ihre Wechsel aufdie betreffenden Plätze zum Einzug zuzusenden. Die Uebermittelung des Gegenwerths,welche bisher bei Benutzung der Post erhebliche Portokosten verursacht hatte, konntenunmehr völlig kostenlos durch Ueberweisung auf Girokonto mittels rothen Checks erfolgen."Zudem unterzogen sich viele Banken nicht einmal der Mühe, die Wechsel selbst durch ihreeigenen Kassenboten Präsentiren zu lassen, sondern übergaben sie der Neichsbank zur unent-geltlichen Einziehung und Gutschrift auf Girokonto (vergl. S. 56).
Als Diskontmaterial wurden der Neichsbank so die der Preußischen Bank bisherzugesührten kurzen Wechsel fast ganz entzogen, ihr Diskontgewinn wurde vermindert und diefür sie so werthvolle Uebersicht über die wichtigsten Kreditoperationen erschwert/ dieeigentliche Mühewaltung aber wurde ihr in zahlreichen Fällen nach wie vor zugemuthet.Die Banken selbst wurden zu dem geschilderten Versahren umsomehr gedrängt, je wenigerihnen ein Kreditbedürfniß zur Diskontirung Anlaß gab, da das Inkasso sich durch denAustausch erheblich billiger bewerkstellige» ließ als durch Begebung bei der Reichsbankmit zehntägigem Diskontabzug. Für letztere mußte sich daher die Einrichtung besonderszu Zeiten flüssigen Geldstandes unangenehm fühlbar machen, wenngleich sich die innereBerechtigung der ueuen, an sich durchaus praktischen und vortheilhaften Einrichtungnicht verkennen ließ..
In noch höherem Grade als durch den Inkassoaustausch wurde die führendeStellung der Reichsbank auf dem Geldmarkt namentlich in Zeiten flüssigen Geldstandesdurch den Wettbewerb der Privatnotenbanken bedroht. Die Zeit des wirthschaftlichcnStillstandes im Ausgang der siebziger Jahre hatte eine große Geldflüssigkeit zur Folge,und die privaten Geldgeber stellten dem Markte die ihnen zufließenden Gelder im Wechsel-ankaufe zu Zinssätzen zur Verfügung, welche weit hinter den offiziellen Diskontsätzen derdeutschen Notenbanken zurückblieben Selbst ausländische Zentralnotenbanken, die belgischeund die österreichisch-ungarische Bank, hatten auf den, deutschen Markt zu billigen Diskontsätzengroße Beträge angelegt und dadurch den Börsendiskont noch mehr gedrückt. Mehrere,ineist süddeutsche, Privatnotenbanken waren deshalb zu der Praxis übergegangen, nebendem von ihnen nach der Vorschrift des Bankgesetzes zu veröffentlichenden Zinssatz einenermäßigten, dem Diskont am offenen Markte nahe oder gar gleichkommenden Zinsfuß anzu-wenden, zu welchem sie größere Wechsel in langer Sicht von sogenannten ersten Häuserndiskontirten. Die Folge davon war, daß dic Mittel der Reichsbank brach lagen undihr andrerseits dadurch, daß gerade die größten und besten Wechsel jetzt ihrem Portefeuillefernblieben, der Einblick in den Kreditvertchr des Landes erheblich beschränkt wurde.