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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
Seite
82
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Der Ankauf und die Einziehung von Wechseln und Wertpapieren,

ihre müßigen Fonds sicher und bankmäßig anlegen und sich gleichzeitig ihren bisherigenEinfluß auf dem Geldmarkt erhalten wollte. Gleichwohl hat sie sich von Anfang anzur Pflicht gemacht, die Ankäufe von Wechseln unter Bankdiskont lediglich an sichherankommen zu lassen, dergleichen Geschäfte aber nicht aufzusuchen und selbst den Scheinzu meiden, als ginge sie denselben nach, Ziehungen auf Bankhäuser, von denen anzu-nehmen ist, daß sie nur den Zweck verfolgen, dem Diskontanten unter Benutzung desbilligen Zinssatzes fehlende Betriebsmittel zu verschaffen, sind vom Ankauf zum Privat-diskont grundsätzlich ausgeschlossen. Auch hat die Reichsbank an ihrem Hauptsitz inBerlin niemals Wechsel zu einem niedrigeren Satz als dem jeweiligen offiziellen Bank-diskont angekauft. Ueberhaupt aber hat sie seit dem Jahre 1881 die Ankäufe zumVorzugssatz stets daun eingestellt, wenn ihr offizieller Banksatz auf 5 Prozent und höhergestiegen war oder wenn der Stand der auswärtigen Wechselkurse den Abfluß vonGold ins Ausland zuließ.

Es ist nicht zweifelhaft, daß das Diskontiren von Wechseln uuter Bankdiskontbei vorsichtiger Handhabung dazu beigetragen hat, der Reichsbank den für eineZentralbank so nothwendigen Ueberblick über deu Wechselumlauf zu erhalten. Derleicht bewegliche Privatdiskont ermöglichte es der Bank, in steter Fühlung mit demGeldmarkt zu bleiben uud defseu Bewegungen gegebenenfalls zu beeinflussen. IhreHerrschaft über den Markt wird aber um so größer sein, je mehr sie den Bewegungendes Geldmarktes folgt, und je mehr sich das Kreditbedürfniß daran gewöhnt, auch inZeiten flüssigen Geldstandes bei ihr Befriedigung zu suchen und zu finden. Nur wennauch bei flüssigem Geldstande ihre Diskontirungeu erhebliche sind, kann man mitSicherheit darauf rechnen, daß es ihr bei drohender Gefahr eines Goldabflusfes oder unteranderen Verhältnissen, welche eine Steigerung der Zinssätze wünschenswerth erscheinen lassen,gelingen wird, auch auf den Börsendiskont rechtzeitig die gewollte Wirkung auszuüben.Kreditgewährung an Von vornherein hat die Reichsbank wie schon die Preußische Bank ihre Ausgabe

kleine Geschäftsleute. erblickt, soweit im Einzelnen die unerläßlichen Bedingungen erfüllt werden, der

nationalen Wirthschaft in allen ihren Zweigen gleichmäßig zu dieuen. Sie hat sichdarum nicht auf das Gebiet des Handels und der Industrie beschränkt, sondern aus-drücklich selbst darauf hingewiesen, daß Handwerker und ähnliche Gewerbetreibende,also der kleingewerbliche Mittelstand, ebenso gut wie Kaufleute uud Industriellezum direkten Wechselverkehr zugelassen werden, obwohl sie die Schwierigkeiten nichtverkannte, die ihr gerade hier in den Weg treten mußten. Schon frühzeitig, 1878, hatsie eine Erleichterung ihrer Kreditbedingungen eintreten lassen, die zwar nicht aus-drücklich und ausschließlich, thatsächlich aber in der Hauptsache jenen Kreisen zuGute kommen mußte, indem sie den Mindestbetrag des zur Bewilligung eines Kredits