Der Ankauf und die Einziehung von Wechseln und Werthpapicrcn.
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der Bank diskontirten Wechsel am Gesammtbetrage der in Deutschland überhaupt inUmlauf gelaugten Wechsel (36,? Prozent) findet ihre Erkläruug darin, daß die Lebeusdauerder in Deutschlaud umlaufende» Wechsel durchschnittlich etwa 90 Tage beträgt, währenddie von der Reichsbank angekauften Wechsel viel kurzfristiger sind (vergl. Tab. 44). IhreLaufzeit — vom Tage des Ankaufs bis zum Verfalltage gerechnet — schwankte in denletzten 25 Iahren im Jahresdurchschnitte zwischen 33 und 41 Tagen, sie hat im Durch-schnitt des Jahres 1900 33 Tage betragen.
Im Allgemeinen zieht die Reichsbank in Zeiten gesteigerter wirthschaftlicher Ent- Der Wcchselankauf
der Reichsdank als
Wickelung, in denen der Verkehr größerer Beträge an Zahlungsmitteln bedarf, einen Symptom der Wirth,höheren Prozentsatz des gesammten Wechselverkehrs au sich als in Zeiten des Stillstandes schastlichm Lage,oder gar des Niederganges, welche unter dem Zeichen der Geldflüssigkeit stehen. So hatteschon während der Hochkonjunktur und der Krise im Jahre 1873 die Preußische Bank durch-schnittlich 15,5 Prozent des gesammten deutschen Wechselumlaufs iu ihrer Hand vereinigt. Bis1875 war allerdings der Antheil der Bank am Wechselumlaus wieder aus 11,: Prozeutzurückgegangen. Daß seit Errichtung der Reichsbank sich deren Antheil am deutschenWechselumlauf trotz des wachsenden Reichthums iu Deutschlaud, trotz der Ansammlungvon großen Kapitalien in den Händen zahlreicher neu entstandener Kreditbankennicht dauernd verriugert, vielmehr uoch gesteigert hat, erklärt sich aus verschiedenenUrsachen. Eurerseits ist in Folge der starken Entwickelung deutscher Wirthschafts-thätigkeit der Bedarf an Kredit und Zahlungsmitteln fast andauernd gestiegen, andererseitsflössen der Reichsbauk durch das Erlöschen zahlreicher Privatnotenbanken und durch dieEinrichtung des Giroverkehrs fortwährend bedeutende Mittel zu, mit welchen sie diegesteigerten Anforderungen des Kredits bei gleichzeitiger Ausdehnung ihres Filialnetzesim Wege des Diskontverkehrs befriedigen konnte.
Die durchschnittliche Anlage der Reichsbank in Inlandswcchseln ist dieser Ent-wickelung entsprechend im Ganzen erheblich gewachsen (vergl. Tab. 45). Gleichwohl spiegelnsich in ihren Bewegungen im Eiuzelnen die Schwankungen des Wirthschaftslebens deutlichwieder. , Den Tiefpunkt hat die Inanspruchnahme der Bank im Jahre 1879 erreicht beieiner durchschnittlichen Anlage in Inlandswechseln von nur 324,? Millionen Mark undeinem Gesammtaukaus von 2 367 915 Stück im Betrage von 3 369,4 Millionen Mark.Seit jenem Jahre, welches für die deutsche Erwcrbswclt eiue Zeit tiefsten wirtschaftlichenNiederganges war, hat die Baut ihre» Wechselverkehr auf mehr als das Doppelte derdamaligen Umsätze gesteigert. Im letzten Jahre, das den Abschluß ihrer 25jährigenEntwickelung bildet, sind der Nerchsbank mehr Wechsel zugeflossen, als je zuvor. SeitIahren hat die Neichsbank in der durchschnittlichen Wechselanlage alle bestehenden Zentral-notenbanken überflügelt, und mit alleiniger Ausnahme der Bank von Frankreich hat keine .
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