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Die Reichsbank : 1876-1900
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Der Ankauf und die Einziehung von Wechseln und Werthpapieren.

Die Diskontirungvon Wertpapieren,

AuftragsweiscEinziehung vonWechseln?c.

Industrie ihren Sitz hat, so neben den rheinischen Bezirken vor allen Dingen Chemnitz und Münster . Aenderungen in der Handelspolitik ausländischer Staaten, die den Exportdorthin wesentlich beeinflussen, machen sich auch in dem Devisengeschäfte geltend. Sohatte die Seiden- und Sammtindustrie des Kreselder Bezirks früher einen starken Absatznach Nordamerika , aus welchem sehr erhebliche Beträge von Wechseln namentlich aufEuglaud hervorgingen, die bei der Reichsbankstelle in Krefeld in so großem Umfangediskontirt wurden, daß dieselbe unter den am Devisengeschäfte hauptsächlich betheiligtcnBankanstalten fast die erste Stelle einnahm. Die neuere nordamerikanische Schutzzoll-politik legte diesen lebhaften Export von Seidenwaaren vollständig lahm/ während 1888in Krefeld noch für über 6^ Millionen Mark Auslandswechfel angekauft wurden, istdiese Summe bis zum Jahre 1900 fast ununterbrochen auf 1,6 Millionen Mark gesunken.

Dem Wechseldiskoutgeschäfte sehr verwandt, wenn auch an volkswirtschaftlicherBedeutuug ihm auch nicht annähernd zu vergleichen, ist die Diskontirung von Werth-papiercn, welche nach einer bestimmten Frist zur Zahlung fällig werden. Durch dasBaukgesetz ist der Neichsbcmk gestattet, Schuldverschreibungen des Reichs, eines deutschenStaats oder inländischer kommunaler Korporationen, welche nach spätestens drei Monatenmit ihrem Nennwcrthe fällig sind, anzukaufen (§13 Nr. 2). Unter den von derReichsbank angekauften Werthpapieren kommen am meisten in Betracht Schatzanweisungendes Reichs und der Bundesstaaten sowie Steuer-Nückvergütuugsanerkenntnisse aufzur Ausfuhr gelangten Branntwein und Zucker, seit 1. August 1892 auch Ausfuhr-zuschußscheiue auf inländischen Zucker. Im Einzelnen gelten bei diesem Geschäftszweigeähnliche Grundsätze wie beim Wechselankaus, auch der gleiche Diskontsatz gelangt zurAnwendung. Seit 1882 ist die Reichsbank nach und nach dazu übergegangen, diegenannten Werthpapiere jeweilig zu einem Privatdiskont unter Bedingungen anzukaufen,die den beim Ankaufe vvu Wechseln unter dem offiziellen Diskontsatz üblichen entsprechen.

Der Geschäftszweig hat im Vergleiche zu den übrigen Aktivgeschäften stets nureine relativ untergeordnete Bedeutung gehabt (vergl. Tab. 62), die durchschnittliche Anlagein diskontirten Werthpapieren hat weder absolut noch im Verhältnisse zur gesammtenKapitalsanlage einen größeren Umfang erreicht mit Ausnahme der Zeit von 1879 bis 1887,in welcher sie im Betrage zwischen 13,5 Millionen Mark und 40,9 Millionen Mark, imVerhältnisse zur gesammten zinsbringenden Kapitalsanlage zwischen 3,2 Prozent und8,8 Prozent schwankte. Seitdem ist ihr Antheil an der letzteren aus nur 1 Prozent bis2 Prozent beschränkt geblieben.

Im Gegensatz zum Ankauf von Wechseln und Werthpapieren für eigene Rechnungbildet deren kommissionsweise Einziehung (sogenannte Auftragspapiere) einenvon jedem Risiko losgelösten Geschäftszweig. Die gesammte Verantwortlichkeit der