Druckschrift 
Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
Seite
115
Einzelbild herunterladen
 

Der Lombardverkehr.

115

bestimmte Mindestzahl von Tagen wird nur in einem weiter unten (S. 116) angeführtenAusnahmefalle berechnet. Der Monat wird nicht wie beim Wechselankaufe mit 30,sondern mit der Zahl seiner Kalendertage in Ansatz gebracht. Die Zinsen sind erstbei der Rückzahlung des Darlehns, spätestens aber alle 3 Monate und möglichst vordem Schluß der Kalenderquartale zu entrichten. Der Mindestbetrag der jeweilig zuzahleuden Zinsen, früher für jeden Pfandschein 50 Pfennige, ist im Jahre 1896 auf1 Mark erhöht worden.

Darlehne in Beträgen von weniger als 500 Mark werden in der Regel nichtertheilt. Um jedoch die Vortheile ihres Lombardverkehrs auch den kleinsten Kreisenzugänglich zu machen, ging die Bank im Jahre 1898 dazu über, Darlehue in Beträgenbis zu 100 Mark herab an Nichtkaufleute zu ertheilen, wenn als Sicherheit Schuld-verschreibungen des Reichs oder eiues deutscheu Bundesstaats hinterlegt werden. Seit1895 sind als Unterlage für diese kleinen Darlehne alle lombardfähigen inländischenWerthpapiere zugelassen.

Bei dem den Pfandschuldnern eingeräumten Rechte, aus die Darlehnsschuld jeder-zeit Abzahlungen leisten zu können, haben zahlreiche Pfandscheine etwas von dem Charakterdes bedeckten Kontokorrents angenommen (vergl. S. 113). Insbesondere pflegt der Lombard-kredit der Reichsbank von den Bankiers in dieser Weise benutzt zu werdeu. Bei vorüber-gehendem Geldbedarf wird von ihnen die Entnahme eines Lombarddarlehns häusig derDiskontirung vou Wechseln vorgezogen, obgleich der Lombardzinsfuß den Diskont umein Prozent übersteigt. Denn beim Verkauf der Wechsel erfolgt der Abzug der Zinsensür die volle Lauszeit, auch weun der Diskontant auf die ganze Dauer derselbe» fürdas Geld gar keine Verwendung hat. Beim Lombarddarlehn zahlt der Darlehns-nehmer die Zinsen dagegen nur sür die Kalendertage, in denen er das Kapitalwirklich im Gebrauch gehabt hat (wegen der Ultimodarlehne vergl. S. 116). Die Lombard-einrichtungen der Neichsbank erleichtern demnach dem Bankier seine Dispositionen undgestatten ihm gleichzeitig eine intensivere Ausnützung seiner Gelder. Durch die enge Ver-bindung, in welche der Bankier den Lombardverkehr mit seinem Girokonto bringt, indemer die entnommenen Kredite seinem Konto zuschreiben läßt, die Darlehnsabtraguugen abermittels Checks bewirkt, steigert er den Nutzen noch erheblich und sichert sich alle Vortheileder »eoinxws eoui-ants ä'a,vg.nek8<>, wie sie bei der Bank von Frankreich so beliebt sind.

Die Nützlichkeit des Lombardverkehrs in dieser Form tritt am lebhaftesten anden großen Zahlterminen in die Erscheinung, wenn die zu unmittelbar bevorstehendenZahlungszwccken aufgesammelten Geldbeträge den Banken wieder entzogen werden.Während der kurzen Zeit, welche zwischen der Entnahme der Gelder bei den Bankenund ihrem Rückfluß in dieselben liegt, verschafft sich der Bankier die Mittel zu weiterer

15*

Der Mindestbctragder Darlehne.

Die kontokorrent'artige Benutzungdes Pfandscheins.