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Die Diskontpolitik,
des Wellenschlags der gesmmnten wirthschaftlichen Konjunktur, Hier zeigt sich deutlich,welchen ausschlaggebenden Einfluß die allgemeine wirthschaftliche Entwickelung auf diegesammten Verhältnisse der Zentralbank ausübt und wie sehr deren Politik abhängigist von den Kräften und Mächten, welche die ganze Volkswirthschaft in ihrem Auf undAb beherrschen.
Es erscheint deshalb angezeigt, bei der geschichtlichen Darstellung der Diskont-politik der Reichsbank diese verschiedenen Entwickelungsperioden zu scheiden.
1876—1879.
Die allgemeine Als die Neichsbank am 1. Januar 1876 ihre Thätigkeit begann, hatte die
Wirtschaftslage, deutsche Volkswirthschaft noch stark unter den Nachwirkungen der großen Handelskrisisvon 1873 zu leideu. Bis zum Jahre 1879 lastete ein schwerer Druck auf den wich-tigsten Erwerbszweigen. Die Aufnahmefähigkeit nicht nur des deutschen, sondern auchdes gesammten internationalen Marktes war schwer erschüttert, der Absatz stockte unddie Preise der wichtigsten Waarcngattungen zeigten einen empfindlichen Rückgang. Wiesehr der Unternehmungsgeist dannederlag, zeigt sich darin, daß die Neugründnng vonAktiengesellschaften, die in den Iahren 1871 bis 1873 fieberhaft betrieben wordenwar, bis zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte. Während 1872 im DeutscheuReich nicht weniger als 479 Aktiengesellschaften mit einem Kapital von nahezu1"/>2 Milliarden Mark ins Leben traten, beschränkte sich 1878 die Zahl der Neugrün-dungen auf 42 mit einem Kapital von wenig mehr als 13 Millionen Mark/ unddiesen neueu Unternehmungen standen zahlreiche Betriebseinschränkungen bei den bereitsbestehenden gegenüber.
Die Folge dieser Stockung der wirthschaftlichen Thätigkeit und des Niedergaugsder Preise war ein relativ geringer Geldbedarf seitens des Handels und der Industrie.Der Begehr nach kurzfristigem Kredit war seit 1873 in einer fortschreitenden Abnahmebegriffen. Der Betrag der in Deutschland in Umlauf gesetzten Wechsel (vergl, Tab. 55)ist aus Grund der Ergebnisse des Wechselstempels für das Jahr 1873 auf 14,i MilliardenMark zu veranschlagen, für 1878 und 1879 nur auf etwa 11,z Milliarden Mark.
Aus diesen Verhältnissen mußte sich an und für sich eine geringere Inanspruch-nahme des zentralen Bankinstituts ergeben. Man könnte erwarten, daß während dieserPeriode die Zentralbank bei einer relativ geringen Anlage einen stabilen und niedrigenDiskontsatz habe aufrecht erhalten können.Die Wirkungen der Verschiedene Umstände wirkten jedoch nach der umgekehrten Richtnng, zumeist
Geldreform. solche, die mit der Reform des deutschen Geldwesens zusammenhingen. Es ist hier