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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik.

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(vergl. Tab. 12). Der durchschnittliche Silberbestand der Reichsbank stieg von 287 MillionenMark im Jahre 1878 auf 350 Millionen Mark im Jahre 1881, ja er erreichte indem letzten Jahre zeitweise die Höhe von 362 Millionen Mark. Der Goldvorrathdagegen, welcher im Durchschnitte des Jahres 1879 220 Millionen Mark betrug, sankauf 207 Millioneu Mark im Jahre 1881. An dem ungünstigsten Ausweistagc(7. Oktober 1881) schmolz er sogar zusammen bis auf 151^ Millioueu Mark DieReichsbank stand dem Austausch von Silber gegen Gold, der sich bei ihren Kassenvollzog, wehrlos gegenüber, solange sie daran festhielt, ihre Zahlungen auf Verlangenin Reichsgoldmünzen zu leisten. Vor der Einstellung der Silberverkaufe hatte einGegengewicht gegen diesen Austausch darin bestanden, daß von den in den Kassen derReichsbank sich ansammelnden Silberbeständen größere Summen zur Einschmelzung ent-nommen und daß die Erlöse der Silberverkäufe der Neichsbank in effektivem Gold zu-geführt wurden. Aber dieses Gegengewicht war durch die Einstellung der Silberverkänfcaußer Wirksamkeit gesetzt. Die Neichsbank war nnnmehr völlig auf sich selbst gestelltuud Ersatz für das Gold, das ihr seitens des inländischen Verkehrs, oder auch seiteusdes Auslandes entzogen wurde, kounte numnehr nur noch dadurch beschafft werden, daßdie internationalen Goldbewegungcn durch Maßregeln der Bankpolitik in einer fürDeutschland günstigen Richtung beeinflußt wurden.

Die Herbeiziehuug von Gold aus dem Auslaud war aber gerade in den Iahren,welche auf die Einstellung der Silberverkäufe folgte», eiue besonders schwierige Aufgabe.Eine Reihe ungünstiger Verhältnisse wirkten zusammen, um die Versorgung uicht uurDeutschlands, sondern ganz Europas mit Gold ernstlich zu gefährden.

Die Goldgewinnuug zeigte damals einen wesentlichen Rückgang. Während sie inder Periode 18511870 im Jahresdurchschnitte nahezu 200 000 ^ betragen hatte,im folgenden Jahrzehnte 18711880 wenigstens noch 173 000 K^, sank sie bis 1883auf etwa 148 600

Dazu kamen tiefgehende Störungen in der bisherigen Goldvertheilung. DieVereinigten Staaten von Nordamerika , das wichtigste Produktionsland, das bisher stetsGold in erheblichen Mengen an Europa abgegeben hatte, fingen an, nicht nur ihregesmnmte Goldproduktiou für sich zu behalten, sondern darüber hinaus noch erheblicheBeträge von Gold aus Europa au sich zu ziehen. Der Umschwung war dadurch ver-anlaßt, daß die Vereinigten Staaten , welche am Anfange der 60 er Jahre währenddes Bürgerkrieges in die Papiergcldwirthschast gerathen waren, im Jahre 1879 nachsorgfältigen Vorbereitungen die Baarzahluugcu wieder aufuahmcn/ gerade in jener Zeitwurden sie durch eine überaus günstige Handelsbilanz, namentlich durch große Getreide-exporte, iu Stand gesetzt, große Summen Gold aus Europa zu importiren. Im

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