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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die DiskonrpoliM,

Zinsfreie Vorschüsseauf Goldlieferuugcnund Erhöhung desAnüinfspreiscs vonGold.

Jahre 1880 hatten die Vereinigten Staaten eine Mehreinfuhr von Gold im Betragevon 77 Millionen K zu verzeichnen, 1881 gar eine Mehreinfuhr von 97'/.^ Millionen .K.Auch Iudieu wies damals eine ungewöhnliche Einfuhr von Gold aus Europa auf.

Verschärft wurde für die europäischen Goldwährungsläuder die Lage dadurch,daß auch Italien im Jahre 1881 die Wiederherstellung der metallischen Währung anStelle der seit 1866 bestehenden Papierwährung in Angriff nahm. Zu diesem Behufwurde von der italienischen Regierung mit einem internationalen Bankkonsortiumeine Mctallanleihe im Betrage von 644 Millionen Lire abgeschlossen und von dieserSumme wurden mehr als 409 Millionen Lire in Gold eingezahlt. Um einen solchenBetrag in verhältnißmäßig kurzer Zeit aufzubringen, mußten die betheiligten Bankenin großem Umfange ans die Goldreserven der europäischen Zentralbanken zurückgreifen.

Das Znsammentreffen aller dieser Umstände bewirkte, daß die europäischen Gold-währungsläuder in jenen Iahren nicht nur keinen Zuwachs von Gold erhielten, sonderndaß ihnen zeitweise große Summen von Gold entzogen wurden. Auch die deutscheHandelsstatistik weist von 1880 bis 1884 Jahr für Jahr eine größere oder kleinereMehrausfuhr von Gold auf. Durch diesen Goldexport wurde die schwierige Lage, inwelche sich die Reichsbank durch den fortgesetzten Zufluß von Silber aus dem inländischenVerkehr und den entsprechenden Abslnß von Gold in die innere Zirkulation gebrachtsah, noch beträchtlich erschwert. Je größer der Raum wurde, deu das Silber iu ihre«Kasseu einnahm, je mehr in Folge dessen ihre Goldbasis zusammenschrumpfte, mit destoschärferen Maßregeln mußte der Goldabfluß nach dem Ausland bekämpft werden.

Bei dem auch in dieser Periode des wirthschaftlichen Aufschwuuges häufig sehrgeringen Geldbedarf standen die zur Sicherung des Goldvorrathes nöthigen Maß-regeln ebenso wie während der Jahre 1876 bis 1879 häufig im Widerspruchzu der Lage des iuneren Geldmarktes. Durch diese sich zeitweise widersprecheudeuRücksichten sah sich die Bankleituug veranlaßt, einerseits nach besonderen neben denDiskonterhöhungen einhergehenden Maßregeln zur Stärkung ihres Goldvvrrathes zusuchen, andererseits in ihrer Kreditgewähruug eine Praxis einzusühren, durch welcheauch bei einer größeren Differenz zwischen dem offiziellen Bankdiskont uud dein Markt-diskont die Fühlung mit der Geschäftswelt aufrecht erhalten werden konnte.

Um günstige Konjunkturen für die Einfuhr vvu Gold nach Möglichkeit auszu-uutzcn, wurde im Jahre 1879 die Gewährung von zinsfreien Vorschüssen aus Gold-licferungen eingeführt, im Normalfalle für fünf Tage, unter besonderen Umständen auchsür acht Tage. Daneben wurde einigen Neichsbankanstalten gestattet, für größereSummen Gold, die ihnen angeboten wurde», einen höheren Preis, als den im Bank-gesetzc festgelegten Satz von 1 392 Mark pro Pfund fein zu bewilligen, uud zwar