Print 
Die Reichsbank : 1876-1900
Place and Date of Creation
Page
148
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

148

Die Diskontpolitik,

ersten Hälfte der achtziger Jahre niemals irre inachen lassen. Wohl hat sie niemalsdie Nachtheile eines hohen Diskontsatzes verkannt, aber sie hat stets daran festgehalten,daß auf die Dauer das unbedingte Vertrauen in eine stabile Währung die erste Voraus-setzung auch für niedrige Zinssätze ist.Die Einführung dcs Die Schwierigkeit, trotz des in jener Zeit aus währungspolitischen Rücksichten

Vcch??^ nothwendigen hohen Diskontsatzes die Fühlung mit dem offenen Geldmarkt auf-

Ermäßigung des recht zu erhalten, ohne die offizielle Rate allzu häufigen Schwankungen zu unterwerfen,Lombardzinsfußes. ^ losm versucht durch die Einführung des sogen. »Privatdiskontsatzes«

neben dem offiziellen Diskontsatz der Bank (vergl. S. 81, 82).

In den Zeiten geringen Geldbedarfs empfand die Reichsbank die Konkurrenz derPrivatnotenbanken doppelt unangenehm. Diese suchten, ohne Rücksicht ans die währungs-politische Lage, durch Unterbieten des Diskontsatzes der Neichsbank ihre Mittel möglichstausgiebig zu beschäftigen/ dabei hielten sie sich nicht an ihren offiziell verkündigtenDiskontsatz, sondern gingen mitunter beträchtlich unter diesen hinab.

Da § 44 Abs. 1 Ziffer 1 des Lautgesetzes vorschreibt, daß der Prozentsatz, zu welchemdie Notenbanken diskontiren oder zinsbare Darlehne gewähren, jeweils öffentlich bekannt zumachen ist, konnte es zunächst fraglich erscheinen, ob diese Praxis der Privatnotenbankenzulässig sei. Nachdem der Bundesrath sich für ihre Zulässigkeit ausgesprochen hatte, gingdie Neichsbank im Januar 1880 ihrerseits gleichfalls dazu über, Wechsel bestimmter Artunter ihrem offiziellen Satze zu diskontiren. Sie hat dieses Verfahren seither bei-behalten, um sich auch in Zeiten großer Geldflüssigkeit einen gewissen Bestand erst-klassiger Papiere zu sichern. In Zeiten stärkeren Geldbegehrs, früher so oft der offizielleDiskontsatz 5 Prozent erreichte, in späteren Iahren sobald er auf 4 Prozent ankam,wurden die Diskontirungen unter dem offiziellen Satz eingestellt.

Dagegen hat sich ein anderes Mittel, das nach einer ähnlichen Richtung wirkensollte, nicht bewährt. Man glaubte in Zeiten großer Geldflüssigkeit, welche jedoch auswährungspolitischen Gründen keinen allzu niedrigen Diskontsatz gestatteten, die Mittelder Bank ohne Gefahr für die Währung durch eine einseitige Ermäßigung des Lombard-zinssatzes besser verwenden zu können (vergl. Tab 63). Während der Lombardzins inder Regel ein volles Prozent über dem Wechseldiskontsatz gehalten wurde, wurde imMärz 1879 für kurze Zeit der Lombardzins auf 4^ Prozent ermäßigt, während derWechseldiskont )ioch auf 4 Prozent blieb. Im Januar 1880 wurde, gleichzeitig mitder Einführung des Privatdiskonts, beschlossen, den Lombardzins für feste Darlehne aufdrei volle Monate auf den Satz des Wechseldiskonts, für Darlehne auf mindestens 6 Wochenauf ^ Prozent über dem Wechseldiskont zu normiren. Diese Maßregel wurde jedochbereits im April 1880 wieder rückgängig gemacht (vergl. S. 114Anm.). Dagegen