Die Diskontpolitik,
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Dann brach in Argentinien eine Revolution aus, welche die dortige Regierungstürzte, den Bankerott der argentinischen Finanzen uud cineu wirthschaftlichen Zusammen -bruch herbeiführte. Die europäischen, namentlich die englischen Häuser, welche sich inargentinische Unternehmungen eingelassen hatten, wurden stark iu Mitleidenschaft ge-zogen, und im November mußte das große Londoner Haus Bariug Brothers seineZahlungen einstellen. Die englische Finanzwelt stand am Rand eines Abgrundes, uuddie Bank von England , welche schon vorher ihre Rate auf 6 Prozent erhöht hatte,konnte sich nur durch Goldanleihen bei der Bank von Frankreich und bei dem russischenFinanzministerium über die Gefahreu der Lage hinaushelfen.
Gleichzeitig kam es in den Vereinigten Staaten zum Zusammenbruch der durchdie protektionistische Mac-Kinlcy-Bill geförderten Ueberspckulation und der auf derSherman-Bill beruhenden Hausse iu Silber.
Die Neichsbank hatte schon in Folge der russische» Goldentnahmen ihren Diskontam 26. September auf 5 Prozent, am 11. Oktober auf 5^ Prozent erhöht, und siesah sich nun in Anbetracht der internationalen Situation genöthigt, diesen Satz bisüber den Jahresschluß beizubehaltcu, obwohl ihre eigeue Lage in den letzten Monatendes Jahres 1890 eine Besserung erfuhr und obwohl sich ihr Goldbestand vom 7. Ok-tober bis zum 81. Dezember durch Zufluß aus dem Ausland um mehr als 70 MillionenMark vermehrte. Auch der Marktdiskont blieb hoch und erreichte Mitte Dezembervorübergehend mit 5^ Prozent die Höhe des Banksatzes.
1891—1895.
Die schweren Krisen des Jahres 1890 leiteten für die ganze Weltwirthschaft eine DiePeriode wirthschaftlichen Stillstandes ein, die sich — mit einer kurzen Unterbrechung ^im Jahre 1893 — bis in das Jahr 1895 hinein erstreckte.
Die Ausnahmefähigkeit der überseeischen Gebiete erfuhr durch die Krisis inArgentiuien, durch politische Gährung und Bürgerkrieg in Brasilien , Chile und anderensüd- und mittelamerikanischen Staaten eine große Beeinträchtigung. Dazu wurde derHandel mit den Silberwährungsländern, namentlich den asiatischen, erschwert durch denscharfen Rückgang des Silberpreises, der nach dem Scheitern der an die Sherman-Billanknüpfenden Spekulation eintrat und durch die Aufhebung der indischen Silberprägung,sowie dnrch die Einstellung der amerikanischen Silberankäufe im Jahre 1893 einestarke Verschärfung erfuhr. Die sich daraus für den auswärtigen Absatz ergebendenSchwierigkeiten wurden beträchtlich vermehrt durch die zollpolitischen Absperrungsmaß-regelu, welche damals in zahlreichen Ländern eingeführt wurden. Im Oktober 1890