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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik.

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Jahr ausweisen (von 14,o aus 14,6 Milliarden Mark) und daß sie sich in den folgendenIahren mit geringen Schwankungen ungefähr auf dieser Höhe hielten.

Trotzdem trat bald uach dem Beginn des Jahres 1891 eine große Geldflüssigkeitein. Das Kapital zeigte große Zurückhaltung gegenüber den exotischen Papieren undIndustriewcrthen uud suchte Anlage in niedrig verzinslichen aber sicheren Anleihen.Die Banken stellten, nachdem es ihnen allmählich gelungen war, die beim Zusammen«bruche der Spekulation in ihren Händen verbliebenen Effekten abzustoßen, ihre Mittelvor Allem dem Geldmarkt zur Verfügung und bewirkten dadurch eine wesentliche Ver-billigung der Diskontsätze.

Die Geldfülle wurde gesteigert durch den großen Ausschwung der Goldproduktion,der ungefähr vom Jahre 1890 an einen stärkeren Umfang annahm. Die Gold-gewinnung stieg von 500 Millionen Mark im Jahre 1890 auf 840 Millionen Markim Jahre 1895. Gleichzeitig gestaltete sich die Goldbewegung für Europa ungewöhnlichgünstig. Aus den Vereinigten Staaten fand ein ununterbrochener Goldabfluß statt,der hervorgerufen wurde theilweise durch die starken Silberankäufe des amerikanischenStaatsschatzes und die entsprechende Ausgabe von Silberzertifikaten, welche das Goldaus der Zirkulation verdrängten, theilweise durch das Wachstube Mißtrauen in dieamerikanische Währung, das zu großen Rücksendungen amerikanischer Papiere führteDie Mehrausfuhr von Gold aus den Vereinigten Staaten betrug 1891 68 Millionen K,1893 gar 87 Millionen K.

In Folge dieser Verhältnisse sahen die europäischen Zentralbanken in ihren Kassensich Goldvorräthe von nie dagewesener Größe ansammeln.

Freilich bestanden auch gewisse Gegenwirkungen j vor Allem in den BestrebungenRußlauds uud Oesterreich -Ungarns, die Einführung der Goldwährung vorzubereiten.Namentlich im Jahre 1898 suchten diese beiden Staaten große Beträge von Gold ansich zu ziehen und sie griffen dabei in erster Linie auf die ihnen am nächsten liegendegroße Zentralbank, auf die deutsche Neichsbank, zurück. In demselben Jahre stellteItalien, das mit Frankreich im Zollkriege stand, und dessen Werthe von Frankreich systematisch auf den Markt geworfen wurden, große Ansprüche an die deutschen Märkte,welche die von Frankreich abgestoßenen Papiere aus politischen Gründen aufnahmen.

Das alles vermochte jedoch die große Geldflüssigkeit jener Periode nur für kurzeZeit zu unterbrechen. Im Jahre 1894 stellte sich der Berliner Marktdiskont durch-schnittlich nur auf 1,74 Prozent, in den ersten Monaten des Jahres 1895 ging erbis auf 17« Prozent zurück (vergl. Tab. 68).

Bei der Neichsbank äußerte sich der wirthschaftliche Stillstand zunächst darin, Der Stand derdaß die seit 1886 eingetretene Zunahme der Anlage ins Stocken kam. Nur das Reichsbank.

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