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Die Diskontpolitik.
genommen war. Vom 5. Februar 1894 an bis in den November 1895 hinein standder offizielle Diskontsatz ununterbrochen auf 3 Prozent. Die Bank diskontirte unterihrem Satze meist zu 2 Prozent, bis in der zweiten Hälfte des Jahres 1895 ein Um-schwung aller Verhältnisse eintrat, der eine nene glänzende Entfaltung der deutschen Volkswirthschaft und damit auch eine neue Periode für die Diskontpolitik der Reichs-bank einleitete.
1895—1900.
Der wirtschaftliche In der Einleitung zu diesem Abschnitt wurde an der Hand weniger Zahlen der
Aufschwung große Aufschwung charakterisirt, den das deutsche Wirtschaftsleben im Laufe des letztenVierteljahrhunderts genommen hat. Der Hauptantheil dieser glänzenden Entwickelungkommt auf die fünfjährige Periode von 1895 bis 1900, die in der deutschen Wirth-schaftsgeschichte einzig dasteht. Niemals vorher hat Deutschland einen wirthschaftlichenAufschwung von der Stärke und Nachhaltigkeit erlebt, wie ihn die letzten fünf Jahregebracht haben.
Während bei den früheren günstigen Konjunkturen des letzten Vierteljahrhundertsdie Anregung überwiegend von außerhalb kam, 1879 von Amerika, 1888 von Amerika und England, ist die neueste Aufwärtsbewegung in Deutschland am frühesten inErscheinung getreten und hat sich von hier ans nach und nach fast über die gesmnmteKulturwelt ausgebreitet.
Den Anstoß gegeben hat die Entwickelung der Elektrotechnik, deren wissenschaft-liches Studium und praktische Ausbeutung in Deutschland am meisten gepflegt wordensind. Die Benutzung der Elektrizität als motorische Kraft in den industriellen Betrieben,der Bau von elektrischen Straßenbahnen, die Verwendung elektrischen Lichtes haben einerasche und starke Ausdehnung erfahren,' sie haben zu einer nachhaltigen Beschäftigungder Maschinenindustrie geführt und die Nachfrage nach Kohle, nach Eisen und anderenMetallen enorm gesteigert. Dazu kam die Ergänzung des Eisenbahnnetzes und dieVermehrung des rollenden Materials in Deutschland und anderen Ländern, der Bau neuerBahnlinien von großer Ausdehnung in fremden Welttheilen/ ferner die Vermehrungder Kriegsflotten bei allen Großmächten. Die Nachfrage nach Montanprodukten hobdie Preise und führte zu gewaltigen Betriebsausdehnungen. Der Preis des Roheisensist seit 1895 von etwa 50 Mark pro Tonne auf 90,? Mark im Jahre 1900 gestiegen.Die Produktion hat sich von etwa 5 Millionen Tonnen auf mehr als 8 MillionenTonnen erhöht. Aehnlich entwickelte sich der Preis und die Produktion bei der Kohleund bei anderen Bergwerks- und Hüttenerzeugnifsen,