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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Die Diskontpolitik,

obwohl der Transvaalkrieg fortdauerte und der Betrieb der Goldminen am Rand nochnicht wieder aufgenommen werden konnte. Dagegen hat die Ansicht, daß der aus derungewöhnlichen Hochkonjunktur von Industrie und Handel hervorgegangene innere Geld-bedarf als die eigentliche Ursache der außerordentlichen Knappheit des Geldmarktes undder alles bisher dagewesene übertreffenden Anspannung der Neichsbank anzusehen ist,eine volle Bestätigung erfahren. Trotz aller ungünstigen Verhältnisse, trotz der chinesischenWirren und des damit zusammenhängenden Geldbedarfs der Reichsregierung und trotzder Erschütterung des Pfandbrief- und Hypothekenmarktes, hat die starke Anspannungmit dem Eintritt der Abschwächung der wirthschaftlichen Hochkonjunktur eine gewisseMilderung erfahren. Wenn nunmehr nach einer Reihe von Iahren der lehhaftestenGeschäftsausdehnung die deutsche Volkswirthschaft in ruhigere Bahuen einlenkt, und wenndie politischen Verhältnisse sich günstig gestalten, dann dürften auch die Zinssätze inBälde wieder auf ein normales Niveau zurückkehren.

Rückblick.

Wie in der Einleitung zu diesem Abschnitt dargelegt wurde, hatte die Neichsbankvermittelst ihrer Diskontpolitik im Wesentlichen die Aufgabe zu erfüllen, die Rücksichtauf die unbedingte Einlösbarkeit ihrer Noten zu vereinigen mit der Befriedigung desim Ganzen erheblich steigenden Geldbedarfs der deutschen Vvlkswirthschaft. Bei dergeschichtlichen Darstellung der Diskontpolitik wurde gezeigt, welche besondere Gestaltungdiese Aufgabe in den einzelnen Wirthschaftsperioden angenommen und welche Maßregelndie Reichsbank zu ihrer Erfüllung ergriffen hat. Zum Schluß seien nun die Gesmnmt-ergebnisse der Diskontpolitik der Reichsbank in einer kurzen Uebersicht zusammengefaßt.

Dabei ist von vornherein daran zu erinnern, daß die Reichsbank sich die Durchführungihrer Diskoutpolitik erheblich erleichtert hat durch ihre zur Ersparung von Baargeldüber-tragungen geschaffenen Institutionen, durch ihren Giroverkehr und ihr Abrechnungswescn.Die Umsätze im Giroverkehr, die bei der Preußischen Bank nur ganz geringfügig waren,haben bei der Reichsbank im Jahre 1900 164 Milliarden Mark betragen? davonwurden 136 Milliarden Mark ohne die Vermittelung von Baargeld durch Verrechnungenund Buchübertragungen bewirkt. Die Umsätze der von der Reichsbank ins Lebengerufenen Abrechnungsstellei:, die sich gänzlich durch Verrechnungen und Buchübertragungenaus Girokonto der Neichsbank vollziehen, haben sich 1899 auf 30 Milliarden, 1900 auf29 Milliarden Mark belaufen. Die Umsätze im Giro- und Abrechnungsverkehr der Neichs-bank beliefen sich im Jahre 1900 zusammen auf 193 Milliarden Mark (vergl, Tab, 34, 41).

Durch die Ausbildung dieser Einrichtungen hat die Reichsbank bewirkt, daß dieVermehrung der Umsätze, die in den 25 Iahren ihres Bestehens in Folge der glänzenden