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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Die Diskontpolitik,

von der Neichsbcmk nach vollzogener Ausprägung in Reichsgoldmünzen an die freieGeldzirkulation weiter gegeben worden, Ihr eigener Goldbestand hat sich vermehrt von341 Millionen Mark beim Beginn des Jahres 1876 auf 501 Millionen Mark amEnde des Jahres 1900, allerdings, nachdem er zeitweise (im Jahre 1881) bis auf151^ Millionen Mark zusammengeschmolzen und bis ans nahezu 800 MillionenMark (im Jahre 1895) gestiegen war. Von den Goldankäufen sind mithin der Neichs-bank selbst, wenn man ihren Stand am 31. Dezember 1900 mit demjenigen vom31. Dezember 1875 vergleicht, nur 160 Millionen Mark verblieben, der ganze Nest,abzüglich der Summe der Wiederverkäufe, also insgesammt 2 226 Millionen Mark, istaus der Bank in den freien Berkehr abgeflossen. Freilich ist der deutsche Goldumlaufnicht um diesen vollen Betrag vermehrt worden, da nicht unerhebliche Summen vonReichsgoldmünzen im Laufe des Vierteljahrhunderts theilweise exportirt, theilweise imInland für industrielle Zwecke eingeschmolzen und verbraucht worden sind. Immerhinergeben vorsichtige Schätzungen für Ende 1900 einen monetären Goldbestand vonmindestens 2 800 Millionen Mark gegen etwa I 300 Millionen Mark zu Anfang desJahres 1876/ das ist eine Vermehrung um 1 500 Millionen Mark, und diese ganzeVermehrung ist, wie bereits erwähnt, ausschließlich durch die Reichsbank vermittelt worden.

Während es ihr auf diese Weise gelungen ist, die trotz der Baargeld ersparendenEinrichtung des Giroverkehrs und der Abrechnungsstellen eingetretene dauernde Steigerungdes Bedarfs an metallischen Umlaufsmitteln in großem Umfang zu befriedigen, hat siesich ihres Notenrechtes, dem Wefen der Notenausgabe entsprechend, im Wesentlichendazu bedient, den Geldumlaus den periodischen Schwankungen des Geldbedarfs anzupassen.Deshalb hat eine dauernde Ausdehnuug der ungedeckten Notenausgabe nicht Platz ge-griffen Soweit aber in Folge der allgemeinen Konjunktur eine vorübergehende Aus-dehnung zur Ergänzung der metallischen Zirkulation nöthig geworden ist, wie namentlichin der Zeit von 1895 an, ist diese Ausdehnung in ihrer Wirkung aus den Stand derReichsbank dadurch zu einem erheblichen Theil ausgeglichen worden, daß die Zuuahmedes Baarvorrathes auch bei einem stärkeren ungedeckten Notenumlauf noch die Aufrecht-erhaltung eines gesunden Deckungsverhältnisses ermöglicht hat. (Vergl. S. 47,48.)

Dabei war es stets das Bestreben der Neichsbcmk, dem berechtigten Begehr nachbilligem Kredit soweit entgegenzukommen, wie es die Rücksicht auf ihren eigenen Standund aus die Lage des deutschen Geldwesens nur irgend gestattete. Während diePreußische Bank mit ihrem Diskontsatz niemals unter 4 Prozent herabgegangen war, hatdie Reichsbank schon im ersten Jahr ihres Bestehens ihren Diskontsatz auf 3Prozentermäßigen können und späterhin von 1879 an hat sie in den.meisten Iahreneinen offiziellen Diskontsatz von 3 Prozent für längere Zeiträume festhalten können.