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Oie Verwahrung und Verwaltung von Werthgegcnstcinden
gegen eine geringe Vergütung besondere Räume zur Verfügung zu stellen, in denen siedie Depositen ungestört offnen uud sich mit deren Inhalt beschäftigen tonnen.
Die Benutzung dieser Einrichtung seitens des Publikums hat einen größeren Umfangnicht augenommen, wenngleich sie, wenigstens bis 1894, von Jahr zn Jahr in steigendeinMaße erfolgt ist (vergl. Tab. 76). Der bei der Hauptbank und sämmtlichen Bankanstaltenvorhandene Bestand an verschlossenen Depositen belief sich Ende 1876 aus 2120, Eude1894 auf 7 558 Stück. Die Zunahme hat ziemlich gleichmäßig stattgefunden unddurchschnittlich wenig mehr als 300 Stück für das einzelne Jahr betragen, nur inwenigen Iahren hat sie die Ziffer 400 erreicht oder überschritten. Relativ groß warsie l883, wo sie 512, vor allem aber in den Iahren 1891 und 1892, in welchensie 606 bezw. 694 Stück betrug Der Grund hierfür ist in dem Mißtrauen zu suchen,welches zu gewissen Zeiten in weiten Kreisen des Publikums gegen Privatbanken uudBankiers Platz greift. Besonders war dies nach 1890 zu beobachten, einem Jahre, inwelchem der im Zusammenhang mit anderen ungünstigen Umständen plötzlich eintretendeUmschlag einer außerordentlich günstigen Konjunktur den Zusammenbruch zahlreichergroßer und kleiner Bankfirmen herbeiführte. Die Verluste, die dabei viele Kapitalistendurch Unterschlagung von Depots erlitten, hatten eine panikartige Bewegung zur Folge,welche der Neichsbank zahlreiche, namentlich kleinere Deponenten zuführte. Seit 1894ist eine Abnahme der Zahl der bei der Neichsbank aufbewahrten verschlossenen Depositenzu konstatireu, in der Hauptsache eine Folge davon, daß überall in steigendem MaßePrivatbanken und Bankiers dazu übergehen, ihre Tresoranlagen durch besondere Pflegedieses Geschäftszweiges unter geringer Unterbietung der Gebührensätze der Reichsbankbesser auszunützen.
Die bei der Neichsbank in verschlossenen Kästen, Packeten und dergl. aufbe-wahrten Gegenstände stellen^ recht erhebliche Werthe dar. Die Bank nimmt von demInhalt dieser Depositen zwar keine Kenntniß j doch lassen die Summen, für welche sieihren Deponenten haftet, immerhin Rückschlüsse zu auf die Mindesthöhe der in dieserForm von ihr verwahrten Werthe. Die Haftbarkeit der Reichsbank erreichte 1893 mitüber 310 Millionen Mark ihren höchsten Betrag, während sie 1900 nur 266 Millionenbetrug. Es unterliegt indessen keinem Zweifel, daß in Wirklichkeit die hinterlegtenWerthe diese Summen beträchtlich überschreiten, da weitaus die meisten Deponenten,um die Versichernngsgebühren zu ersparen, den wahren Werth nicht angeben, sich viel-mehr neben der Haftung der Neichsbank bis zum Werthbetrage von 5000 Mark alleinan der thatsächlichen hohen Sicherheit der Ausbewahrung genügen lassen.
Die Einrichtung der verschlossenen Depositen wird, da Kaufleute ihre Werthgegen-stände gewöhnlich in eigenen Geldschränken aufbewahren, fast nnr von wohlhabenden