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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
Seite
205
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Die Verwahrung und Verwaltung von Werthgegenständeu.

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Privatleuten benutzt. Dementsprechend weisen auch die Bankanstalten in denjenigen Ortenden größten Bestand an solchen Depositen auf, iu welchen zahlreiche Rentner ihren Wohn-sitz haben. Außer der Reichshauptbank, welche Ende 1900 2 772 verschlossene Depositenin Verwahrung hatte, steht hier die Reichsbankstelle in Wiesbaden , wo amtlichen statistischenErhebungen zufolge von allen deutschen Städten verhältnißinäßig die meisten Rentner mitsehr großem Vermögen wohnen, mit 489 Stück an der Spitze. Die Benutzung istindessen im Laufe des Jahres keine gleichmäßige, sie ist regelmäßig im Sommer währendder Reisezeit am stärksten.

Ungleich wichtiger und bedeutungsvoller sowohl für das Publikum wie für die Offene Depots.Bank sind die offenen Depots, deren Einführung in die letzten Jahre der PreußischenBank fällt, deren weitere Ausbildung und Entwickelung sich aber erst bei der Reichsbankvollzogen hat. Schon in der zweiten Hälfte der sechsziger Jahre des vorigen Jahr-hunderts war die Verwaltung der Preußischen Bank auf die große Ausdehnung diesesGeschäftszweiges bei der Bank von Frankreich und dessen Beliebtheit beim Publikum auf-merksam geworden und gelangte nach eingehendem Studium der frauzösischen Entrichtungenzu dem Entschluß, die in Deutschland damals noch wenig bekannte Einrichtung bei unseinzuführen. Der zu jener Zeit der Ausführung sich nähernde Plan der Errichtungeines neuen, den modernen Anforderungen entsprechenden Bankgebäudes in Berlin kamjenen Absichten sehr zu statten. Denn man war aus Grund der bei der Bank vonFrankreich gemachten Erfahrungen bald zu der Einsicht gelangt, daß es sich bei der Ein-führung der offeuen Depots, der »äexüt,8 1idre8«, um eine Einrichtung handle, welchean die Größe und Beschaffenheit der zur Aufbewahrung der Werthpapiere bestimmtenRäumlichkeiten und nicht minder an die Zahl nnd die Arbeitskraft der zu deren Bearbeituugund Verwaltung bestimmten Beamten völlig andere Anforderungen stelle, als die bisdahin allein bestehende Annahme verschlossener Depositen. Während die letztere unbedenklichbei jeder mit einem hinlänglich großen und genügend sicheren Tresor ausgestatteten Bank-anstalt erfolgen kounte, ohne die Arbeitslast der Beamten in nennenswerther Weise zuvermehren, erkannte man bald, daß der neu eingeführte Geschäftszweig bauliche Ein-richtungen voraussetzte, wie sie weder in dem alten Bankgebäude in Berlin noch in irgendeinem Dienstgebäude der Zweiganstalten vorhanden waren, Baulichkeiten überdies, derenGröße und Kostspieligkeit die Ausdehnung des neuen Geschäftszweiges auf mehr alseiuen Ort, wenigstens einstweilen, ausschlössen. Man konnte sich auch der fernerenWahrnehmung nicht verschließen, daß das neue Geschäft nicht von den vorhandenenBeamten nebenbei erledigt werden könne, sondern daß die ordnungsmäßige Bearbeitungder nicht blos zur Verwahrung, sondern auch zur Verwaltung der Bank übergebenenPapiere ein besonderes, speziell für diesen Geschäftszweig ausgebildetes, voraussichtlich