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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Die Banknovelle vom 7. Juni 189!» als Ergebniß der bisherigen Entwickelung.

Kontingentirung vermittels der 5prozentigen Notensteuer, ist oben (S. 8, 46, 123 ff.)in seinem Wesen und seinen Wirkungen bereits eingehend dargestellt worden. Essei hier nur daran erinnert, daß es hinsichtlich der Privatnotenbanken die Wirkunggehabt hat, deren ungedeckten Notenumlauf im Wesentlichen auf die ihnen zugewiesenensteuerfreien Kontingente zu beschränken, daß es dagegen für die Diskontpolitik der Neichsbanknur eine ganz allgemeine Richtschnur geben konnte/ während der durchschnittliche ungedeckteNotenumlauf der Neichsbank stets beträchtlich hinter ihrem Kontingent zurückblieb undbei ihr zeitweise der Baarvorrath den gesammten Notenumlauf erheblich überstieg, habenzu anderen Zeiten starke Kontingentsüberschreituugen stattgefunden, deren Anzahl undUmfang namentlich im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre eine wesentliche Zunahmeerkennen läßt.

Die Ursache dieser Erscheinung liegt darin, daß mit der Vergrößerung aller Wirth-schaftlichen Verhältnisse und mit der Vermehrung des deutschen Geldumlaufs auf ungefährden doppelten Umfang gegenüber dem Beginn der 70 er Jahre, auch die periodischenSchwankungen des Geldbedarfs, welche die Reichsbank in erster Reihe mittels ihrerelastischen Notenausgabe zu befriedigen hat, eine beträchtliche Steigerung erfahren haben.Die Zunahme der Spannung zwischen dem niedrigsten und höchsten Stand der zins-bringenden Anlage der Neichsbank, die in dem Abschnitt über die Diskontpolitik bereitserörtert worden ist, findet ihr Gegenstück in der Zunahme der Spannung zwischen demniedrigsten und höchsten Stande des ungedeckten Notenumlaufs. In den Motiven zumEntwürfe der Banknovelle wurde darauf hingewiesen, daß die Spannung zwischen demMaximum und Minimum der ungedeckten Notenausgabe der Reichsbank sich gesteigerthat von 325 Millionen Mark in der fünfjährigen Periode 1879/83 auf 754 MillionenMark in der fünfjährigen Periode 1894/98.

Das ursprünglich aus 250 Millionen Mark bemessene Kontingent der Reichsbankhatte sich durch den Zuwachs der Kontingente der in Wegfall gekommenen Notenbankenallmählich auf 293,4 Millionen Mark vermehrt, und es betrug damit nicht ganz zweiFünftel der Spannung des ungedeckten Notenumlaufs während der 5 Jahre 1894/98.Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß keine Beschränkung der Notenausgabe ver-ursacht werden darf, welche die Reichsbank verhindern würde, den iu der ganzen Naturunseres Wirthschaftslebens begründeten Schwankungen des Geldbedarfs zu genügen.

Während dieser Gesichtspunkt für eine Erweiterung des Kontingents sprach, wurdeaus der anderen Seite eine solche Erweiterung auch vom Gesichtspunkt der peinlichstenFürsorge für die stete Einlösbarkeit der Banknoten möglich gemacht durch den Umstaud,daß in Folge der Vergrößerung des Metallvorraths der Reichsbank in den letzten Iahrenbänfig Kontingentsüberschreitungen bei einem noch durchaus günstigen Stand der Baar-