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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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Die Banknovelle vom 7. Inni 1893 als Ergebniß der bisherigen Entwickelung.

Die Bindnng desDiskontsatzcs derPrivatnotcnbankenan denjenigender Neichsbank.

Erhöhung des Grundkapitals führte, brachte jedoch eine Erhöhung des Kontingents derReichsbank auf 450 Millionen Mark, nachdem die Reichstagskommission in ihren beidenersten Lesungen die von der Negierung vorgeschlagene Erhöhung auf 400 Millionen Markangenommen hatte.

Während sich aus der bisherigen Bemessung des Grundkapitals und des Noten-kontingents der Reichsbank keine Unzuträglichkeiten ergeben hatten und die Erhöhungnur erfolgte, um für die Zukunft Störungen zu vermeiden, hatte sich bereits imbisherigen Verlaus der Umstand unangenehm fühlbar gemacht, daß die Privatnoten»banken mittels ihrer Notenrechte die wohlerwogene Diskontpolitik der Reichsbankdurchkreuzen konnten. Es ist bereits ausführlich geschildert worden, welche Schwierig-keiten sich daraus für die Stellung der Reichsbank ergaben, daß die Privatnoten-banken, wenn die Reichsbank in Rücksicht auf die inneren Verkehrsverhältnisse oderdie ausländischen Beziehungen unserer Währung den Diskont hochzuhalten suchte, diesesBestreben durch die Gewährung billigen Kredits mittels der Ausnutzung ihres Noten-rechts erschweren oder gar vereiteln konnten. Im Wege der freien Uebereinkuuft zwischender Neichsbank und den Privatnotenbanken war von den letzteren nur die Zusage erreichtwordeu, im Falle eines drohenden Goldexports nicht unter dem Satz der Reichsbankdiskontiren zu wollen. Wie sehr aber im Allgemeinen die Privatnotenbanken den Diskont-satz der Neichsbank selbst in den geldknappen Iahren der letzten Aufschwungsperiodeunterboten haben, geht daraus hervor, daß die durchschnittliche Rentabilität der Wechsel-anlage bei den Privatnotenbanken nicht unerheblich hinter derjenigen bei der Reichsbankzurückblieb.

Sie betrug

unJahre18951896189718981899

bei derReichsbank

2,73,43,7

4,'

4,9

bei denPrivatnotenbanken2,z

3,23,43,9

4,1.

In Anbetracht des Umstandes, daß die durchschnittliche Wechselanlage der Privat-notenbanken etwa ein Drittel der Wechselanlage der Reichsbank beträgt, ist das Unterbietendes Neichsbankdiskonts durch die Privatnotenbanken als ein nicht unbeträchtliches Hemmnißfür die Wirksamkeit der Diskontpolitik der Reichsbank anzusehen. Die Diskontpolitikder Reichsbank wird ausschließlich bestimmt durch die Rücksicht auf das öffentliche Interesse,während die Normirung des Diskontsatzes bei den Privatnotenbanken, als privaten