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Völkerungsabnahme in Städten und Industrieorten, sobald der politischeund fiskale Druck aufhört.
So galt für die russische Industrie der Satz Haxthausens:„la main d'oeuvre est chere en Russie" - teuer trotz niedrigster Löhne.Ich belegte diesen Satz zifoernmässig durc^ Untersuchungen auf demGebiete der Baumwollindustrie, denen ich folgendes schlagende Beispielentnehme: Ende der neunziger Jahre lag bei Garnnummer 36 in Moskau- Wladimir der Wochenlohn des Spinners zwischen 10 und 12 Mark, in Old-ham (England) um 40 Mark; die Arbe tszeit war dort 72, hier 55 Stundendie Woche; trotzdem nar der an Aufseher; Spinner und Gehilfen pro PfundGarn bezahlte Spinnlohn dort 4,7 - 5, hier 2,8 Pfennig bei mehr alsdoppeltem Wochenerzeugnis der englischen Spindel im Vergleich zur rus-sischen* +) Zur Begründung dieses merkwürdigen Widerspruches führteich zahlreiche Einzelbeobachtungen an, deren Ergebnis i ch im fol genden;zusammenfasse.
^Die russische Fabacikarbeit ist grösstenteils unständig,flüssig und unzuverlässig. In den meisten Fabriken wird die gesamtemArbeiterschaft im Frühjahr entlassen* Nach der mehrwöchigen Osterpausetreten in 3ehr zahlreichen Fällen neue Arbeiter ein, welche oft in dembetreffenden Gewerbe überhaupt noch nicht beschäftigt waren. Immer vonneuem ergibt sich die Notwendigkeit des Anlernens, welche jene allmäh-liche, aber stetige Steigerung des Arbeitsleistung verhindert, die imWesten eine wichtige Seite des industriellen Fortschritts ausmacht.
^Aber die russische Fabrikarbeit ist nicht nur unstät: sieist widerwillig und nur dem äusseren Zwang gehorchend, dient sie der
Schulze-Gaevernitz, Volkswirtschaftliche Studien aus Russland,Leipzig 1899, S.119*