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parlons jamais." Dementsprechend herscht in Arbeiterkreisen ein t&ef=gewurzeltes Misstrauen gegen Religion. Es genügt das Wort "Gott " zuerwähnen, und der fortschrittlichste Redner ist als Reaktionär ge=stempelt.
Hierzu kommt ein weiterer, tiefgreifender Unterschied. Wäh=rend Amerika dem Bürger gegen den Staat verteidigt, überwog in Frank=reich die Staatsomnipotenz , wobei sich Traditionen des ancien regimewie des calvinistischen Genf (Rousseau ) vereinigen. Während Amerika im Interesse der Religion den Staat von der Kirche trennte, findetsich in Frankreich wie in Europa überhaupt immer wieder der Versuchder staatlichen Beeinflussung der Weltanschauung. Rousseau verlangteeine theistische Staatsreligion, deren Nichtanerkennung mit Verwei=sung aus dem Staatsgebiete bestraft wird. Ihm folgend suchte derKonvent durch staatlichen Zwang dme katholische Relig&pn abzuschaffenund bot als Ersatz eine Staatsreligion der Vernunft, als deren Ober=priester Robespierre auftrat. /Mach offizieller Trennung von Staatund Kirche versuchte die Direktorialregierung durch die staatlicheSchule die Religion "auszurotten". Napoleon suchte die Gewissen durchden Papst zu beherrschen, während die heutige Laiengesetzgebung dieTrennung von Staat und Kirche gegen die Kirche anwendet. Auf der an=dern Seite steht die reaktionäre Stellung der Kirche, sodass "catho=liques" die Bezeichnung der konservativen Partei geworden ist. Danerdie ausserordentlichen Schwierigkeiten, eine katholisch-demokratisdeBewegung in Fluss zu bringen. Wie wenig jedoch diese konservativeEinstellung mit dem Wesen der katholischen Kirche zu tun hat, belegtdie Tatsache, dass in Amerika die katholische Kirche stets auf pro=gressiver Seite gestanden hat. Sie empfindet nicht weniger demokra=