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öffentliche Meinung im Osten - Roosavelt voran - die Versenkung derL/usitania mit aar Kriegserklärung beantworten wollte. Insbesonderewar der entscheidende Middle West pazifistische eingestellt. Wilsonwurde wiedergewählt als der Mann, "der uns aus dem Kriege fernhielt."
Dagegen stand von vornherein fest, dass Amerika die Zer=trümmerung des britischen Reiches durch einen deutschen Endsiegniemals zu dulden bereit war; der Verständigungsfrieden war damitdas für Deutschland höchst Erreichbare. Mitgewirkt hat in dieserHinsicht die grosse und wachsende Verschuldung der Alliierten anWall Street , während Deutschland kurzsichtig genug zu Beginn desKrieges Anleihen grossen Stiles verschmähte und bei häusern zweitenRanges um die Bedingungen des Kredites feilschte. Eine NiederlageEnglands hätte das Bankhaus Morgan zum Zusammenbruch gebracht.
So wichtig diese Gründe erscheinen, so waren sie nicht dieletztentscheidenden. Für Wallstreet wäre die Volksseele niemalsentflammt. Vielmehr waren es geistesgeschichtliche G rundgodanlt e n -Gebundenheiten, welche Amerika an die Sache der britischen Demo=kratie fesselten. Trotz seines missliebigen Imperiums schien Eng=land einer tiefgewurzelten Volksüberzeugung die Sache der Freiheitund des Fortschrittes zu verkörpern - dieses England , das<6 unserSchiller einst als "Tyrannenwehre" besungen hatte^
(Daher trugen Freikirchen , Frauen und Universitäten den Kriegsschwung, während die Wirtschaft an der Neutralität verdiente. Tausen=de und Abertausende opferten sich in der Überzeugung, der Sac&eLincolns zu dienen und füt die Freiheit auch des deutschen Volkeszu kämpfen und zu sterben. Ihnen erschien Autokratie und Militaris=mus, vor allem das preussische Junkertum, als "das Böse" schlechthin.