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besseren Kreisen, insbesondere auch denen der Werkstudentinnen ent=stammt.
Diese Umstände fügten sich in dem Tagen der Prosperity 1923bis 1928 zu jenem farbigen Bilde zusammen, das deutesche Reisendeals"Wirtschaftswunder" mit allzu leuchtenden Farben gemalt haben.Amerikanische Nationalökonomen, wie Th. N.Carver betrachteten Proe=perity als einen Dauerzustand: Amerikas Wirtschaftsdemokratie werdedie Ideale der Freiheit und Gleichheit mit kapitalistischen Mittelnverwirklichen und die handarbeitende Masse den besitzenden Mittel=schichten eingliedern. Der Kapitalismus selbst werde in seiner Steigerung Ausbeutung und Massenelend überwinden und das Proletariatbeseitigen. Flitterwochen, indenen der Kapitalismus ein gefügigergatte der Demokratie geworden schien!
Dieser Optimismus übersah, dass nach sachkundiger Schätzuggauch in tagen der Prosperity noch etwa 10 Millionen Familien imLande lebten, vor allem Neueinwanderer in den Grossstädten, sog."Rand", deren Lebenshaltung ein kulturwidriges Lebensminimum, nichtüberstieg. Durch Einwanderunaäbeschränkungen suchte man diesen Randeinzudeichen. Nicht ohne Erfolg! So besuchte ich in jenen TagenFabriken, in denen der Übergang von der Handarbeit zur Maschine,vom proletarischen Existenzminimum zum mittelständischen Lohnhöhe,von dem osteuropäischen Sprachgewirr zum amerikanischen Englischsich Jäh vollzog. Auch diese Gefahr, die von Europa drohte, schienabgewehrt.
Die amerikanische Prosperity der Jahre 1923-29 wird durchdie nachfolgende Depression nicht widerlegt. Als die vielleichtletzte (?) Glanzleistung des hochkapitalistischen Zeitalters ist siemit goldenen Lettern der Wirtschaftsgeschichte eingeschrieben. Da=mals schnitten sich zwei Konjunkturwellen verschiedenartigen Ur=